Alles wird besser, weil …

… Gerhard Schröder das Talent zum Lavieren hat. Es befähigt ihn zum Job des Bundeskanzlers wie kein anderes. Auch für ihn ist ein Krieg vorbei, und auch für ihn gilt es, die Kollateralschäden aufzulisten und, wenn möglich, wieder gutzumachen. Verschaffte sich der Kanzler vor kurzem noch durch seine rätselhaft aufblühende Friedensliebe den benötigten Rückhalt im Inneren, so versucht er jetzt, wegen des Widerstands, mit dem die geplanten Sozialmassaker zu kämpfen haben, in der Außenpolitik zu punkten. Dass ihn das vereinzelt Sympathien kosten könnte, die er mit seinem »konsequenten Antikriegskurs« kürzlich erst gewonnen hat, ist einkalkuliert. Sein Geschwätz von gestern darf ihn jetzt nicht mehr kümmern. Irgendwann musste er die Warnungen aus der Wirtschaft vor einer allzu früh einsetzenden deutsch-europäischen Autarkie ernst nehmen. Die Versöhnung war anberaumt, als er noch aufbegehrte.

Das sanfte Werben gegenüber den USA, von Strucks Kratzfüßen in Washington bis zur Rede vor der »American Chamber of Commerce« im Berliner Schauspielhaus, läuft präzise ab wie ein Uhrwerk, und auch die anderen Projekte werden nicht vergessen: die neuen, alten europäischen Ambitionen und ihre Erfordernisse im Verhältnis zu Frankreich und Russland, der Umgang mit dem recht geschickten Herumstänkern Polens im Hinterhof und anderes mehr. Ja, man hat es nicht leicht, auch und gerade als Bundeskanzler nicht. Aber irgendwo, Herr Schröder, ist das auch der Reiz an der Sache. Nicht wahr?

marcus hammerschmitt