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Die Frau an seiner Seite

June Carter Cash ist tot. Johnny Cash, dem alten Haudegen, geht es ja bekanntlich so gut nicht. Er leidet an Parkinson, weswegen jede weitere Platte von ihm bei der immer größer werdenden Fangemeinde wie ein wahres Wunder rezipiert wird. Nun hat es jedoch nicht den Meister selbst erwischt, sondern seine Frau. June Carter Cash ist im Alter von 73 Jahren in Nashville, Tennessee, gestorben. Viele wissen vielleicht gar nicht mal, dass auch Frau Cash eine erfolgreiche Countrysängerin war, die weltberühmte Songs wie »Jackson«, »If I Were a Carpenter« und »Ring of Fire« gemeinsam mit ihrem Mann geschrieben hat. »Ring of Fire« ist zudem ein sehr persönliches Stück, das die gemeinsame Liebe von Johnny und June behandelt. In »Press On«, einem späten Soloalbum, für das sie den Grammy erhielt, verhandelt sie gar ihr Leben mit Johnny Cash.

Der Mann an seiner Seite

Noel Redding ist tot. Gestorben ist damit einer der ganz großen Unbekannten des Rock, einer, dessen Namen niemand kennt, und der doch Rockgeschichte geschrieben hat. Denn er hat Bass gespielt in einer Band, die Ende der Sechziger als unschlagbar galt, nämlich bei der Jimi Hendrix Experience. Wie keine andere Gruppe steht die Jimi Hendrix Experience für die Reduktion des Rock auf das Wesentliche. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, das reichte aus, um Songs für die Ewigkeit einzuspielen und Energien freizusetzen, die Hunderttausende dazu bewegt haben, sich freiwillig im Schlamm Woodstocks zu wälzen.

Drei Alben hat das Trio, Hendrix, Redding und Schlagzeuger Mitch Mitchell, gemeinsam aufgenommen: »Are You Experienced?«, »Axis: Bold As Love« und »Electric Ladyland«. 1969 löste sich die Combo auf, ein Jahr vor dem Tod Hendrix’. Die Experience-Songs »She’s So Fine« und »Little Miss Strange« stammen außerdem aus der Feder Reddings.

Das Bild an meinen Füßen

Blasphemie. In Dänemark haben Badeschlappen der Supermarkt-Kette »Kvickly« einen handfesten Skandal verursacht. Denn die Badeschlappen sind Treter, die man nicht nur aufgrund ihrer Beliebtheit bei fusselbärtigen Langhaarhippies »Jesuslatschen« nennen kann, sondern auch wegen der auf die Fußbetten gedruckten Motive. Dort finden sich nämlich Bilder von Jesus und Jungfrau Maria. Die beiden, Mutti und Sohn, werden also von »Kvickly«-Badeschlappen-Besitzern förmlich mit den Füßen getreten. So etwas geht natürlich gar nicht. Klar, dass die katholische Kirche bereits von »Blasphemie« spricht und die Dinger möglichst schnell aus dem Handel entfernt sehen möchte. »Wir Katholiken beten zu Jesus und Maria, und jetzt wollen sie, dass wir sie mit Füßen treten. Das ist Gotteslästerung und eine ernste Verletzung der religiösen Gefühle der Gläubigen«, hat sich der Gemeindevorsitzende eines Kaffs bei Stockholm bereits ereifert. Aber das ist noch längst nicht alles. Denn »Kvickly«-Kunden werden nach ersten Berichten inzwischen auch bereits selbst handfest tätig gegen diese Verbreitung von Blasphemie. Erste »Kvickly«-Sandalen wurden bereits in den Läden beschädigt, der Badelatschen-Bildersturm hat gerade erst begonnen. »Kvickly« gibt sich bislang eher fassungslos, möchte den Fall jedoch prüfen.

Pop ist böse

Kulturindustriemüll. In der Zeit vom 15. Mai wurde im Feuilleton nun auch das Phänomen t.A.T.u. entdeckt. Hinter diesem verbirgt sich das minderjährige Lesben-Duo aus Russland, das seit Monaten für ungeheure Aufregung sorgt, und deren Zungenkuss bei »Wetten dass …?« aus verständlichen moralischen Gründen gepixelt wurde. t.A.T.u. machen also alles richtig, sorgen für einen Skandal nach dem anderen und verdienen sich goldene Näschen. In dem Zeit-Artikel fällt irgendwann dann auch der schöne Satz: »Es liegt also auf der Hand, dass hinter t.A.T.u. eine ausgeklügelte Masche steckt, um möglichst viel Geld zu verdienen.« Was der Autor pflichtgemäß natürlich eher »unsymphatisch« findet. Sapperlott! Es geht also ums Geld bei so manchen Auswüchsen der Popkultur. Wer hätte denn das gedacht. Oh, dieser böse, böse Kulturindustriemüll. Gut, dass uns die Zeit aufgeklärt hat, manche Zeitungen tun halt noch echt ihren Job.

Leben und leben lassen

Deutsche Presselandschaft. Neuester Zwischenstand beim nicht enden wollenden Gezerre um deutsche Tageszeitungen: Die Frankfurter Rundschau hat vom US-Präsidenten-Quarter-Talker Roland Koch die erhoffte Bürgschaft gebilligt bekommen. Persönliche Freunde vom mächtigsten Mann der Welt können sich derart generöse Gesten halt erlauben.

Für den Berliner Tagesspiegel interessiert sich zum Entsetzen von Holtzbrinck nun doch jemand. Nun beginnt das große Bibbern. Denn ein Grund, die bislang vom Kartellamt verhinderte Fusion von Tagesspiegel und Berliner Zeitung doch noch per Minister-Bescheid durchzuboxen, lautete nämlich bislang, den defizitären Tagesspiegel wolle ja sonst niemand haben. Doch nun hat sich jemand gemeldet: Der Bauer-Verlag bekundet öffentlich Interesse. Wir werden sehen. Es bleibt jedenfalls weiterhin spannend in der deutschen Presselandschaft.