Nachrichten

Live-Lesen

Bachmann-Preis. Frage: Was sagt eine Schriftstellerin, die sich beim traditionellen Wettlesen in Klagenfurt den Hauptpreis geangelt hat? Antwort: »Ich bin sprachlos.«

Mit diesen Worten reagierte Inka Parei aus Berlin, als die Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises ihr die mit 22 500 Euro dotierte Auszeichnung zuerkannte. Sie sei total überrascht, dass es ausgerechnet sie treffe, sagte die Autorin, die mit dem Buch »Die Schattenboxerin« in den deutschsprachigen Feuilletons aufgefallen war, sich aber ansonsten scheu und zurückhaltend gibt. Das ist vielleicht auch das nette Paradox am Bachmann-Preis: Da werden Lesungen fürs Fernsehen mitgefilmt, und am Ende gewinnen immer die kamerascheusten Vorleserinnen mit den leisesten Stimmen und den zähesten Texten. Nie die Lauten, nie die Lustigen. Einen Trostpreis immerhin gab es für den erfahrenen Feridun Zaimoglu, dessen Erzählung »Häute« mit 10 000 Euro von der Telekom Austria gesponsert wird. Den von verschiedenen Verlagen gespendeten Ernst-Willner-Preis erhielt die Autorin Ulla Lenze für ein Kapitel aus ihrem Roman »Schwester und Bruder«. 7 500 Euro gehen schließlich auf das Konto von Farhad Showgi für seinen Text »Die große Entfernung«. Wie immer beim Bachmann-Lesen gabs am Rande der Veranstaltung Diskussionen darüber, ob das Live-Lesen und anschließende Benoten richtig oder falsch, unterhaltsam oder peinlich sei, ob es der Literatur diene oder schade usw. Wie immer, blieb auch diesmal die Frage offen.

Teure Nachrichten

Deutsche Presseagentur. Das große Sparen, das derzeit von den meisten deutschen Zeitungen praktiziert wird, setzt alle unter Druck, Autoren, Fotografen, Druckereien und auch die Agenturen. Seit einiger Zeit schon bekommt die Deutsche Presseagentur (dpa) zu spüren, dass die mit ihr kooperierenden Verlage kein Geld mehr haben. Für den Service, den Deutschlands wichtigste Nachrichtenagentur bietet, wollen die Regionalzeitungen in Zukunft einfach nicht mehr die Preise zahlen, die derzeit verlangt werden. Das Handelsblatt und die Rheinische Post haben es vorgemacht und den Vertrag mit der dpa gekündigt. Das Beliefern mit aktuellem Material übernehmen hier die Korrespondenten. Damit ihr nicht noch mehr Kunden weglaufen, überlegt die Agentur nun, ihr Angebot zu modifizieren. Bislang bekommen die Kunden von der dpa entweder alles oder nichts, kaufen entweder das Basispaket mit Meldungen aus allen Ressorts oder lassen es. Jetzt wird überlegt, ob die Agentur zukünftig flexiblere Angebotspakete zusammenstellen soll. Damit käme sie den Wünschen vieler Zeitungsverleger entgegen. Die nicht zuletzt deshalb ein Interesse am Erhalt der dpa haben, weil sie an der Agentur beteiligt sind. Insgesamt sind es 196 Verlage und Sendeanstalten, die Anteile an der Nachrichtenproduktionsmaschine besitzen.

Der Bräutigam geht stiften

Bundeskulturstiftung. Die Kulturstiftung des Bundes ist noch blutjung und stand letzte Woche doch schon vor dem Traualtar, um eine Verbindung mit einem sehr viel älteren Partner einzugehen, nämlich mit der Länderstiftung. Die Stiftungen des Bundes und der Länder arbeiten nebeneinander her, haben aber beide denselben Auftrag, nämlich die finanzielle Förderung von Kultur und Kunst.

Es hatte nicht an warnenden Stimmen gefehlt, die gegen eine Verbindung waren, die von Julian Nida-Rümelin bereits vor zwei Jahren angestrebt wurde, als sich die Bundeskulturstifung noch in Gründung befand.

Michael Naumann hatte sich gegen diese Ehe ausgesprochen und getreu dem Motto »Wer etwas gegen die Verbindung vorzubringen hat, sage es jetzt oder schweige für immer« in der Zeit gerufen: »Das ist ein Fehler.« Und an die Adresse des Brautvaters gerichtet, erklärte er: »Bundeskanzler Schröder täte gut daran, den Plan zu vergessen.« Das sei keine wahre Liebe, »es geht um Machtpolitik«. Trotz Naumanns Bedenken war die Hochzeit beschlossene Sache. Uneinigkeit herrschte allerdings über den künftigen Namen (Doppelname?), den Wohnsitz (Halle oder Berlin) und darüber, wer über den Haushalt bestimmt, nachdem man sein Geld zusammengeschmissen hat. Die Länderstiftung wollte neun Millionen, die Bundeskulturstiftung 38 Millionen zum gemeinsamen Haushalt beitragen.

Aus all dem wird jetzt nichts. Ein Augenzeuge berichtet in der SZ: »Irgendetwas hat die Bayern geritten, als sie die Frage der Mehrheiten – der Bund hatte ein Drittel-Quorum angeboten, Bayern ein einfaches Vetorecht gefordert – zum Anlass nahmen, vorm Traualtar Nein zu sagen.«

Arsen und Zauberflöte

Mozart-Forschung. Zu den schönsten Verschwörungstheorien der Kulturgeschichte gehören die Spekulationen über den frühen Tod von Wolfgang Amadeus Mozart, wobei regelmäßig sein großer Gegenspieler Antonio Salieri ins Zwielicht gerät. Dabei glaubt niemand mehr ernsthaft, dass der Konkurrent tatsächlich der Mörder ist. Nicht mal an der Mord-Theorie wird ernsthaft festgehalten. Nun aber gibt es Neuigkeiten aus der Mozart-Forschung. Das schwer monothematische Musikfachblatt Acta Mozartiana veröffentlichte die Ergebnisse einer chemischen Analyse des Autografs der »Zauberflöte«, wonach sich in der Tinte Spuren von Arsen befunden hätten. Der Gift-Nachweis konnte für eine einzige Note erbracht werden. Toll, womit sich die Wissenschaft so beschäftigt und was sie so herausfindet. Aber was heißt das nun für die Mozart-Biografie und insbesondere für das letzte Kapitel? Muss es umgeschrieben werden? Wurde dem armen Operngenie Arsen unter die Tinte gemischt? Man hat schon Doping-Substanzen in Zahnpastatuben verschwinden sehen, alles ist möglich. Aber ist es auch wahrscheinlich? Nein, sagen die Experten der Mozart-Forschung. Arsen war ein damals populäres Aphrodisiakum und Mozart ein typischer Kandidat für solche Mittelchen.