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Deutsches Souvenir

KZ-Gedenkstätte. Handelte er in einer nostalgischen Stimmung? Erinnerte sich da jemand an die gute alte Zeit? Ein 60jähriger Deutscher wollte am 12. Juli aus dem ehemaligen Konzentrationslager Stutthof in der Nähe von Danzig die Tür eines Krematoriums stehlen. Sein Vorhaben misslang, da Wachleute der Gedenkstätte den Dieb ertappten. Anschließend versuchte der Mann offenbar, die Wächter zu bestechen, die daraufhin die Polizei riefen.

Bei seiner Vernehmung gab er an, nicht gewusst zu haben, dass die Tür zum Krematorium gehöre. Er habe sie für Schrott gehalten. Die Behörden der Stadt Malbork beschlagnahmten vorerst seinen Pass.

Was der Mann mit der Tür vorhatte, ist nicht bekannt. Tatsache aber ist, dass es schon seit einigen Jahren eine »Liebhaber-Szene« gibt, die im Internet Fundstücke aus ehemaligen Konzentrationslagern kauft und verkauft. Für derartige Teile werden oft sehr hohe Preise bezahlt.

Der furchtbare Jurist

Ehrenempfang. Gratulation: Hans Filbinger, der ehemalige Nazirichter und Ministerpräsident von Baden-Württemberg (CDU), soll zu seinem 90. Geburtstag am 15. September mit einen Empfang der Stadt Freiburg geehrt werden. Die Initiatoren des Spektakels sind der grüne Oberbürgermeister Dieter Salomon und der CDU-Kreisverband Freiburg.

Noch vor wenigen Jahren bestätigte ein Gerichtsurteil, dass Hans Filbinger als »furchtbarer Jurist » bezeichnet werden darf. Denn kurz vor dem Ende der NS-Herrschaft hatte der Marinerichter desertierte Soldaten zum Tode verurteilt. Seiner Gesinnung blieb er treu: Ende der siebziger Jahre gründete er das »Studienzentrum Weikersheim«, das in Antifakreisen bis heute als Umschlagplatz für faschistische Ideologien gilt.

Hans Filbinger sieht sich jedoch als Opfer einer »Rufmordkampagne«. Er sei als milder Richter bekannt gewesen und habe sogar sein eigenes Leben für die Rettung von Soldaten aufs Spiel gesetzt, steht auf seiner Homepage geschrieben. Dass er eben doch ein wahrer »Kämpfer für Land und Leute« ist, der sein Bundesland zu einem »Bollwerk gegen die Umtriebe der so genannten Kulturrevolution der 68er« machte, dankt ihm nun zumindest die Stadt Freiburg.

Ein Fascho weniger

Neue Rechte. Die »Bockigkeit« sei seine »politische Leidenschaft« gewesen, schrieb die FAZ über Armin Mohler, der bereits Anfang Juli im Alter von 83 Jahren starb. Die erste Leidenschaft des Vordenkers der so genannten neuen Rechten war allerdings die Waffen-SS. 1942 ging der gebürtige Schweizer nach Deutschland, um sich Hitlers Mörderbanden freiwillig anzuschließen. Die aber wollten ihn nicht.

Nach dem Krieg promovierte Mohler mit einer Arbeit über die »konservative Revolution in Deutschland 1918–1932«, von 1949 bis 1953 war er Sekretär des Nazidichters Ernst Jünger. Wie es sich gehörte, machte er Karriere und wurde Geschäftsführer der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, der er bis 1985 vorstand. »Die Skandale, die Mohler durch seine Zeitungsartikel auslöste, pflegten sich rasch als Produkt der panischen Wahrnehmung der Sittenwächter der Republik herauszustellen«, schrieb Henning Ritter in der FAZ.

Mohler, »der querköpfigste, notorisch widersetzlichste Intellektuelle, den die alte Bundesrepublik gekannt hat« (Tagesspiegel), der »streitlustige Kobold« (Süddeutsche Zeitung), sagte 1995 in einem Interview der Leipziger Volkszeitung auf die Frage, ob er Faschist sei, kurz und bündig: »Ja.«

Sechs Polizisten weniger

Kölner Polizistenprozess. Im Prozess um den Tod des 31jährigen Stephan N. aus Köln (Jungle World, 27/02) sind die Urteile gefallen. Sechs Beamte der Polizeiwache Eigelstein wurden am 25. Juli zu Bewährungsstrafen zwischen zwölf und 16 Monaten verurteilt.

Am 11. Mai 2002 nahmen sie Stephan N. in der Wohnung seiner Mutter nach einem Streit fest, obwohl dieser nach Angaben der Mutter bereits beigelegt worden sei. Den Hinweis, dass ihr Sohn ein Medikament genommen habe, das die Gefahr innerer Blutungen erhöht, ignorierten die Polizisten. Auf der Wache prügelten die Beamten auf den gefesselten Mann ein und verletzten ihn schwer. Nach zwei Wochen im Koma verstarb Stephan N.

Die lokale Presse und die Polizei behaupteten zunächst, dass sein Tod vor allem infolge des Konsums von Haschisch eingetreten sei. Erst die Zeugenaussagen zweier PolizistInnen bekräftigten den Verdacht der Angehörigen und Freunde, dass der junge Mann grundlos misshandelt wurde.

Die sechs Polizisten, die bis heute abstreiten, Stephan N. krankenhausreif geschlagen zu haben, sind vom Dienst suspendiert worden, obwohl eine Verteidigerin nach Angaben der taz erklärte: »Polizeiliche Mittel sind nun mal nicht schön, sondern brutal, das liegt in der Natur der Sache.«

Waterworld

Weihwasser. Mit dem Wasser von oben ist das so eine Sache. Mal kommt zu viel, mal zu wenig. Jammern die Bauern, freuen sich die Winzer und umgekehrt. Und die Sorte Wasser, von der es immer viel zu viel gibt, ist etwa so ungenießbar wie verdorbene Lebensmittel: das Weihwasser.

Wie das Bayerische Fernsehen herausfand, kann man sich vom Weihwasser in bayerischen Kirchen so allerhand holen, mindestens aber Durchfall, Abszesse und Furunkel. Fadenbakterien, Sporen, Würmer, koagulase positive Staphylokokken, Rädertierchen, Pilzhyphen, Flagellaten, Actynomyceten und Streptokokken wurden bei Stichproben in zehn Gotteshäusern gefunden. Die Gnadenkapelle im oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting schoss den Vogel ab: 100 Millionen Keime in einem Milliliter Weihwasser. Ein Beweis mehr also, dass dort, wo sich neues Leben entwickelt, Gott seine Finger im Spiel hat.