Nachrichten

»Feindliche« Übernahme

Jubel-taz. Diesen Samstag wird es bei der taz mal wieder so richtig schräg zugehen. Vor 25 Jahren erschien die Nullnummer des Blatts, was nun zum Anlass genommen wird, legendäre Lieblingsfeinde der taz die Samstagsausgabe vollschreiben zu lassen. Zugesagt für das einmalige Projekt haben bereits, wie man hört, Peter Boenisch, Fernsehpfarrer Fliege und Rudolf Scharping, also durchaus die Peinlichsten der Peinlichen. Wenn alles gut geht, wird Bild-Chefredakteur Kai Diekmann persönlich in der taz die »Wahrheit« betreuen. Was insofern dann doch recht erstaunlich ist, da er zuletzt in den so genannten »Penisprozess« mit der »Wahrheit« verwickelt gewesen war, den er allerdings verloren hat. Was wiederum für ihn spricht, scheint der Mann wider Erwarten doch zur Selbstironie fähig zu sein. Am besten an der ganzen Sache jedoch ist, dass, so wird zumindest gemunkelt, Diekmann den Job zusammen mit Dieter Bohlen übernehmen wird. Nachdem Diekmann Naddel abgesagt hatte, da die dann doch zu nervig sei.

Neues aus der Rosenstraße

Debatte. Und schon haben wir mal wieder eine Debatte, die die Welt bewegt. Nach Diskussionen darüber, ob »Das Leben ist schön« ein gelungener Film sein kann, weil er den Holocaust mit Lachen in Verbindung bringt, geht es nun um »Rosenstraße«, den eben in den deutschen Kinos angelaufenen Film von Margarethe von Trotta. Und darum, inwieweit er fahrlässig mit historischen Tatsachen umginge. Wolfgang Benz, der Leiter des Instituts für Antisemitismusforschung in Berlin, warf in Beiträgen für die SZ und den »Deutschlandfunk« von Trotta inzwischen vor, eine »Klamotte« gedreht zu haben, und spricht von »Geschichtsklitterung«. Er verweist unter anderem auf die Studie des Historikers Wolf Gruner, der Hinweise vorgelegt hatte, dass die in der Rosenstraße internierten jüdischen Männer, die in von Trottas Film so großartig von ihren »arischen« Ehefrauen befreit werden, nicht sofort ermordet werden sollten. Vielmehr sollten sie vorerst als Verwaltungskräfte in den verbliebenen jüdischen Einrichtungen eingesetzt werden. Vielleicht kann man aber auch wirklich sagen: Ist doch bloß ein Film.

Sprachkrieg

Fritten und Toast. Mit der Beziehung zwischen den USA und Frankreich steht es nicht zum besten, das hat sich ja allgemein herumgesprochen. Immer noch nicht. Doch nun will die amerikanische Demokratin Sheila Jackson Lee einen entscheidenden Vorstoß zur Beilegung aller Konflikte wagen. Sie will, dass die Pommes und Toasts in den Kantinen und Bars, die derzeit noch so richtig antifranzösisch »Freedom Fries« und »Freedom Toasts« heißen, wieder in »French Fries« und »French Toasts« umbenannt werden.

Alter Sack

Rockopa. Mick Jagger, den manche immer noch für sexy halten, hat nun einen Korb bekommen, der sich gewaschen hat. Der 60jährige wollte sich mit der 27jährigen Schauspielerin Milla Jovovich zu einem Rendezvous treffen. Was er sich davon versprach, ist nicht bekannt. Jovovich jedenfalls sagte mit den absolut richtigen Worten ab: »Er ist alt genug, um mein Vater zu sein. Das ist doch wirklich widerlich.«

Zu früh

Gesundheitswesen. Die folgende Story hat durchaus etwas von englischem Humor, und sie geht so: Letzte Woche wurde ein Brite, der gerade seinen Urlaub in Spanien verbrachte, angerufen, weil seine 86 Jahre alte Mutter wegen Lungenentzündung ins Krankenhaus gebracht werden sollte. Sofort flog er los, von Spanien nach England in die Notaufnahme des Krankenhauses in Derby. Doch als er dort eintraf, musste er feststellen, dass seine kranke Mutter noch gar nicht in das Krankenhaus eingeliefert wurde, obwohl die Ambulanz mehrmals telefonisch informiert wurde. Acht Stunden nach dem ersten Anruf wurde die alte Dame erst abgeholt. Am nächsten Tag erlitt sie einen Schlaganfall und starb.

Die Neue

Joschka Fischer. Ein paar Kollegen in dieser Redaktion sind völlig aus dem Häuschen, dass Joschka Fischer sich nun zum vierten Mal hat scheiden lassen und schon wieder eine Neue hat, mit der er sogar bereits gemeinsam in einer Wohnung wohnt. Also nochmals, zum Merken oder Mitschreiben: Joschka Fischer hat eine Neue, eine Studentin, eine Junge also wieder einmal. Wahnsinn. Hast du schon gehört, weißt du schon, der Joschka hat eine Neue …

Anderes Programm

Zeitungspolitik. Die taz will ihre Medienseite »Flimmern und Rauschen« einstellen. Stattdessen sollen Medienthemen zukünftig in den anderen Ressorts untergebracht und dafür einer reinen Fernsehprogrammseite Platz gemacht werden. Oliver Gehrs, der seinerseits von 1996 bis 1997 die Medienseite geleitet hatte, bedauert in der Frankfurter Rundschau diese Entwicklung und hält ein Plädoyer gegen dieses Vorhaben. Als Beispiel für die Sinnlosigkeit dieser Umverteilungspläne führt er die Zeit an, die ihre Medienseite vor ein paar Monaten einstampfte und ebenfalls versprach, Medienthemen in anderen Ressorts zu berücksichtigen, wovon de facto nichts zu spüren sei.

Mit der Medienseite haben so gut wie alle großen deutschen Zeitungen zu kämpfen. Man weiß sich meist nicht zu entscheiden zwischen Leserinformation (das Fernsehprogramm), Medien- und Fernsehkritik, man nimmt vor allem die Inhalte des Mediums Fernsehen mal ernst, mal nicht. Eigentlich sollten Medienseiten mal so etwas wie Ordnung im medialen Informationsdickicht schaffen. An dieser selbst gestellten Aufgabe scheinen sie vorerst gescheitert zu sein. Nach der Zeit zieht deswegen nun auch die taz Konsequenzen. Und das trotz der Tatsache, dass es bei Medienkritik immer auch um Machtkritik geht und im Gegensatz zu deutschen Zeitungen einer wie Berlusconi sehr wohl weiß, welchen Stellenwert Medien heute innehaben und in der Zukunft innehaben werden.