LeserInnenworld

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Jungle World 39/03: Home Story

Unkorrekt daneben

Nein,nein, Lufthansa ist nicht politisch korrekter als Ryan Air, so lange beide keine Steuern auf Flugbenzin zahlen müssen. Solche Inlands-Kurzstrecken-Kurzzeit-Flüge sind auch nicht politisch, dafür aber ökologisch unkorrekt bzw. absolut daneben.

julek

Jungle World: allgemein

Bürgerlich und skandalös

Nach einigen Ausgaben, die auf ein Ende der Talfahrt des Jungle-Niveaus hoffen ließen, nun die Nummer 39. Ich frage mich, wo ihr euch eigentlich mittlerweile verortet. Neben einem Disko-Beitrag, für den man keine »linke« Zeitung braucht, und den üblichen Comics eines Fil bzw. Naatz, deren sexistische / rassistische »Tabubrüche« scheinbar auch in der Linken jetzt cool sind, denke ich an das skandalöse Bekenntnis zu Mecca-Cola in der Home Story oder Naatz’ »Bloß kein Brot für die Welt« mit seiner »satirischen« Distanzierung von »Ökoschlampen« und Kiffern, einem Hitler-Vergleich und anderen Entgleisungen. Doch nicht nur der offensichtliche Blödsinn nervt. Wenn Markus Bickel meint, die aus der bürgerlichen Presse bekannte Version des Massakers von Srebrenica wortgenau wiederkäuen zu müssen, frage ich mich, wo der kritische Geist dieser Zeitung geblieben ist. Stattdessen werden die fehlenden Bombardements serbischer Stellungen seitens der UN bedauert sowie die mangelnde Anzahl und das fehlende Mandat der Blauhelme. Kein Wort davon, dass diese »entmilitarisierten« Areas immer wieder von muslimischen Verbänden zu Aktionen gegen die serbische Seite missbraucht wurden.

das a!

Jungle World 39/03: Für ein Kleineuropa

Verblüffend einfach

Dass Faschismus Gewalt herstellt, ist mir so neu nicht. Eigentlich eine banale Erkenntnis, bedingen doch so einige andere Gesellschaftsformen auch Gewalt. Dass nun aber jede Gewalt auch Faschismus produziert, hat mich in dieser Einfachheit dann doch verblüfft. Erzeugt also Gewalt gegen Faschisten auch Faschismus und ist somit rundweg abzulehnen? Der Text legt Letzteres nahe, ohne jedoch Gewissheit zu erteilen. Die Aufklärung erledigt Berardi ganz nebenbei mit, ohne jedoch den Anschein erwecken zu wollen, mit antiaufklärerischen Kräften im braunen Bunde zu sein. Deshalb will er mir auch – welch geschickter Schachzug! – den philosophischen Kontext der Romantik ersparen. Gerade nochmal Glück gehabt! Die Verfassung des neuen vernetzten Europa – eine höchst dynamische Software, die sich ganz nach Belieben patchen lässt, je nach Anwendungsfall. Und wer patcht dieses Programm? Die privilegierte Minorität natürlich! Das riecht nicht nur nach Faschismus, das ist bereits seine Ausrufung im Jargon des Alternativen. Etwas Basisdemokratie, Netzwerk klingt auch nicht schlecht, und Software ist seit Open Source eh der letzte Schrei im politischen Diskurs. Und dennoch – besser: gerade deshalb – feiern in Franco Berardis Kleineuropa Regression, Regionalismus und alternative Beliebigkeit ein fröhliches Stelldichein.

sascha becher