Huub hält

ich-ag der woche

Ob sich Huub Stevens gerade Respekt erarbeitet oder ob ihm gerade Mitleid hinterhergeworfen wird, ist schwer zu ermitteln. Der Fußballlehrer aus den Niederlanden, der Schalke 1997 zum Gewinn des Uefa-Cup führte, sollte in diesem Jahr seinen jetzigen Verein, Hertha BSC Berlin, auch auf ähnliche Hochebenen des europäischen Spitzenfußballs geleiten.

Der Start in die Saison verlief aber nicht so, dass man von einer europäischen Zukunft sprechen könnte. Eher schon schien eine Zukunft auf Sportplätzen in Aachen, Burghausen, Regensburg oder Trier realistisch.

Also wurde die Entlassung von Stevens gefordert. In Bild las es sich so: »Siegen oder Fliegen« am Samstag der vorletzten Woche, »Heute fliegt Stevens – zu 99,9 Prozent« am Montag der vergangenen Woche. Dann vereinbarte der Verein mit Stevens, noch zwei Spiele abzuwarten und dann zu entscheiden, ob es gemeinsam noch geht. Bild fragte mitleidig: »Wie hält er das bloß aus?« Aber gleichzeitig wurden Meldungen kolportiert, Stevens verhandele bereits mit niederländischen Vereinen. Am letzten Samstag gewann Hertha dann überraschend in Rostock 1:0, und Bild berichtete empört, dass »wir erstmals die öffentliche Ausspielung eines Arbeitsplatzes« erleben. Die Zeitung findet so etwas »unvorstellbar grausam und auch ungerecht« und fordert vom Manager des Vereins: »Herr Hoeneß, lassen Sie sich etwas anderes einfallen!«

Etwas anderes wäre, wenn der Verein seinen Trainer schnell und unbürokratisch entließe. Zum Beispiel schon vor zwei Wochen, als in Bild am Sonntag stand: »Huub, das war das Allerletzte«.

martin krauss