LeserInnenworld

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Jungle World 49/03: Der Krach schwillt an

Den Marx studiert

Ich bin zwar kein emeritierter Professor für Politikwissenschaft wie Joachim Hirsch, aber dennoch werdet ihr wohl nichts dagegen haben, wenn ich einige Irrtümer in seinem Artikel glaube, kritisieren zu können. Hirsch weist zwar auf den inneren Widerspruch des Kapitalismus hin, aber nach meiner Meinung nicht ausreichend, wenn man die gesamte sinnlose Verschwendung von Rohstoffen, Energie und Arbeitskräften durch die kapitalistische Produktionsweise um der Produktion willen und der Verwertung von Wert in Betracht zieht. Heute brauchen die Menschen nur noch 20 Stunden wöchentlich zu arbeiten, ohne auf die notwendigen Dinge des Lebens verzichten zu müssen und ohne Verzicht auf Lebensqualität. Karl Marx wies zu Recht darauf hin, dass die Produktionsverhältnisse zur Fessel für die Produktivkräfte werden. Er vertrat aber keinen geschichtsfatalistischen Standpunkt. Nur treibt der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium stets auf die Zerstörung von Produktivkräften, Lebensmitteln und Arbeitskräften zu. Auch das ist jedoch kein zwanghafter naturgesetzlicher Prozess, da der Mensch als Klassensubjekt das verhindern kann. Marx war also kein Geschichtsdeterminist und sprach auch nicht vom Ende der Geschichte.

j.m.

Jungle World 50/03: Der Elch ist los

Reden oder schreiben

Ikea haben wir ja einiges zu verdanken, besonders der Werbung und dem geflügelten Spruch. Ein gefundenes Fressen für Kreative. Surfst du noch oder lebst du schon? Studierst du noch oder streikst du schon? Glaubst du noch oder denkst du schon? Kaufst du noch oder klaust du schon? Arbeitest du noch oder lebst du schon? Mühst du dich noch mit Marx ab oder lachst du schon mit Anhalter? Liest du noch Emma oder schon Brigitte? Schmökerst du noch Interim oder surfst du schon auf Sexseiten?

saul len

Jungle World 49/03: Respresented by Verdi

Ein großes I zuviel

Sexistischen Sprachgebrauch zu vermeiden, um Mädchen und Frauen sichtbar zu machen, ist bestimmt die richtige Methode, um Realität sprachlich besser zu beschreiben. Von »sexuellen Übergriffen der ArbeitgeberInnen« zu schreiben, ist eine grobe Übergeneralisierung und generiert ein Bild, das Frauen als Arbeitgeberinnen nicht gerecht wird. Androzentrismus durch ein anderes sexistisches Phänomen zu ersetzen, bringt keinen Realitätsgewinn. Nur allein nichtsexistische Sprachstrategien zu verwenden, garantiert noch keine Befreiung vom Sexismus. Und noch etwas anderes: Mir tut Michael Jackson nicht Leid.

simone