Im Namen des Rose

in die presse

Es ist nur ein Traum, doch Jürgen Rose möchte, dass er bald Wirklichkeit wird. Regelmäßig vertraut der Oberstleutnant der Bundeswehr dem Freitag seine ganz »persönlichen Auffassungen« an und schreibt auf, was andere kaum zu sagen wagen. Was wäre alles möglich, überlegt er in der aktuellen Ausgabe, wenn das »Imperium Americanum« zerschlagen würde und die US-Besatzungstruppen aus dem Irak abziehen müssten?

Nach dem Ende der Besatzung wäre jedenfalls im Irak »mit einer schnellen Machtübernahme der schiitischen Mehrheit zu rechnen«. Eine ausgezeichnete Perspektive, findet Rose. Denn dass »schiitische Politiker zu intelligenter Machtpolitik fähig sind, beweisen sie seit 1979 in Teheran«. Die religösen Fundamentalisten haben damals mit ihren Gegnern kurzen Prozess gemacht, ihre Interessen sind klar und berechenbar.

Kein Wunder also, dass die EU »seit Jahren ein gutes Verhältnis zum Iran« pflegt. Und wenn die Europäer nun endlich den »Bruch wagen« und sich von den USA lossagen würden, dann könnten sie »sich gegenüber der islamischen Welt als eigenständiger Akteur« präsentieren und »realistische Alternativen« anbieten. Zum Beispiel, indem sie den Amis das Öl abdrehen.

Dann wäre Roses Traum perfekt. In Bagdad und Teheran herrschten die Ajatollahs, die das Öl preiswert an ihre Freunde in Berlin und Paris verkaufen. Doch bis es so weit kommt, gibt es noch viel zu tun. Zweifellos ist dafür ein »möglichst desaströses Scheitern« der imperialen Besatzung durch die USA notwendig. Die paar Anschläge auf Soldaten, Polizeistationen und Hilfsorganisationen, die es bislang gab, reichen da freilich nicht aus. Um einen »erzwungenen Rückzug, dessen psychologische Folgen der Niederlage in Vietnam von 1975 nahe« kommen, zu erreichen, muss schon mehr passieren. Da muss es so richtig krachen.

Wer weiß, was Oberstleutnant Rose noch alles unternimmt, damit aus seinem Traum Wirklichkeit wird. Vielleicht spendet er zehn Euro für den antiimperialistischen Widerstand. Vielleicht reist er aber auch gleich nach Bagdad, um dort mitzuhelfen. Die Ausbildung hat er ja schließlich dafür. Und er verspricht: »wird fortgesetzt«.

anton landgraf