LeserInnenworld

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Jungle World: 01-02/04: Eine Weihnachtsgeschichte

Zu viele sexistische Symbolsysteme

Ich empfand die Geschichte als unpassend sexistisch. Es mag sein, dass die verwendeten Muster in der Geschichte z.B. durch den sonst eher kritischen Kontext der Jungle World andere Wirkungen haben, als ich erwarten würde. Ich bin mir selbst nicht klar über den Umgang mit sexistischen Symbolsystemen in einer patriarchalen Gesellschaft. Ich halte es aber für einen weit verbreiteten Mythos, dass Reflexion oder ein politischer/kritischer Habitus allein Sexismen überwinden können. Kritische Reflexion als identitätsstiftende Komponente in Form einer kollektiven Distanzierung könnte auch eine Rolle spielen. Etwa so: »Wir sind nicht sexistisch- die Geschichte ist es, und es ist lustig, wie die (fiktiven anderen) so anders sein können.« Da bin ich allerdings pessimistischer. Ich denke nicht, dass geschlechtspezifische Diskriminierung, selbst wenn sie immer mal wieder zum Gegenstand kritischer Reflexion wird, in den eigenen Handlungsmustern und Denkweisen vermindert oder gar überwunden ist. Das vermeintlich ganz Andere ist also eher eine Konfrontation mit den eigenen oder zumindest mit alltäglichen Mustern. Möglicherweise entblöße ich aber nur gerade meine Humorlosigkeit. Oder vielleicht ignoriere ich, dass es in einer von Herrschaft und Ausbeutung durchzogenen Gesellschaft notwendig ist den Schein der Harmlosigkeit wenigstens teilweise (durch Witze und Humor) zu erhalten. In meiner Interpretation der Weihnachtsgeschichte wird die (diskriminierende) Bedeutung im Wesentlichen durch Identifikation mit dem Subjekt der Handlung und durch die (nachfühlbare) Ablehnung der als geschwätzig und nervig dargestellte Madame Bovary hergestellt. Zusätzlich aber auch durch die suggerierte Selbstverständlichkeit der beschriebenen (geschlechtsspezifischen) Machtmechanismen. Diese Selbstverständlichkeit wird, meiner Meinung nach, immer in einem solchen Typus von Erzählung vermittelt, die Inhalte sind aber nicht immer derart problematisch. Ich habe hier versucht anzudeuten, inwiefern ich eine Wirkung annehme, die einem kritischen Interesse entgegenläuft, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

daniel geiger

Jungle World: Naatz

Mehr Artikel!

Können sie nicht mal wieder einen Artikel von Herrn Naatz veröffentlichen oder habense den endgültig rausgeschmissen? Irgendwo habe ich ein paar Menschen sich übel über den beschweren hören, aber ich hab noch nicht ganz rausgefunden, was die eigentlich so verärgert. Die Artikel sind mir lieber als dieser herzzerreißende leidvolle und nimmerendenwollende Comic, da wird einem ja schier schwindelig bei. Ich find den ja gar nicht so schlecht, erinnert allerdings an den Henscheid – was m.E. kein Vorwurf sein kann. »Ein scharmanter Bauer« ist ein Werk, das man in dem Zusammenhang nur empfehlen kann, da steht neben einer Menge Schwachsinn so erfreulich wohl informiertes und fein beobachtetes und blitzintelligentes Zeugs drin, man fasst es kaum!

anni g.