LeserInnenworld

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Jungle World 22/04: Leipziger Hasenjagd

Intakter Hase

Ich kann Ivo Bozics Frage, was von einem Hasen übrigbleibt, der bei 100 Stundenkilometern mit einem Pkw kollidiert, beantworten. Das ist – ihr werdet staunen – ein ziemlich intakter, trotzdem toter Hase. Dafür aber ein abgefallenes Nummernschild. Also nix »total unfallzermatscht«. Insofern sind Angelika Rauliens Ausführungen bei weitem noch nicht erschöpfend.

der altenburger

Jungle World 23/04: Gepflegte Damenwitze

Gender und Genre

In einer linken Wochenzeitschrift war mir klar, dass Lottmann randürfen muss, um einen Kommentar zu Anke Engelkes neuer TV-Abendsendung zu verfassen. Der Vergleich mit der Harald-Schmidt-Show liegt auf der (seiner?) Hand, ich picke mir mal ein paar Schmankerl heraus: Lottmann schreibt über Schmidts Fähigkeit zum Dekonstruieren versus Engelkes Kompetenz zum Kalauer ablesen: »Anke ist deutsche Comedy von 1995, Harald ist Beckett von 1948. (…) Anke verhält sich zu Harald wie Juhnke zu Brecht.«

Das ist super! Lottmann entdeckt die von Diedrich Diederichsen geprägte Formel »a verhält sich zu b wie x zu y« wieder und pappt sie auf Engelke und Schmidt drauf. Mit dem Effekt, Engelke und Schmidt doch wieder in ein konventionelles Theaterverhältnis (Rollen spielen) zu rücken.

Und wenn die Anke Late Night möglicherweise in einem supplementierenden Kommentarverhältnis zur Harald-Schmidt-Show stehen würde und diagnostisch nicht so einfach auf die Formel »a verhält sich zu b wie x zu y« zu reduzieren ist? Kann es sein, dass es hier einen näher zu erläuternden Zusammenhang zwischen Gender und Genre gibt? Es gab doch schon von Diedrich Diederichsen in Spex vor Jahren Selbstkritik an diesem Vergleichsschema!

Kein Wunder, dass Lottmanns Text mit noch einer miserablen und indirekten Diederichsen-Lektüre schließt, nämlich seiner Schmäh des Privatfernsehens. Aus einer an Diederichsens Differenzen vermeintlich geschulten Perspektive peitscht Lottmann gegen Lockerheit und »entmenschte Klatschmaschine« bzw. »Mädel«. Treffen sich Lottmann, Beckett, Schmidt und Brecht, kommt Diedrich Diederichsen oder Theodor W. Adorno in einer Zimbo-Wurstverpackung dabei heraus.

christopher strunz

Jungle World 23/04: Katastrophale Normalität

Therapeutischer Effekt

Soso, der Katastrophenfilm wirbt also für die Grundpfeiler des Systems. Sowas soll vorkommen in der kapitalistischen Unterhaltungsindustrie. Aber das Schöne ist doch, zuzuschauen, wie das ganze System, das einen nervt, effektvoll zusammenkracht. Das hat auch was Therapeutisches, der bin Laden hätte mal mehr von den Streifen sehen sollen.

thomas horting