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Die Widerspenstige

Inge Meysel. Dass ausgerechnet Inge Meysel den zweifelhaften Ehrentitel »Mutter der Nation« verliehen bekam, ist schon ziemlich merkwürdig. Denn als Volksschauspielerin hat sich die Dame nie begriffen. Ganz im Gegenteil. Sie war widerspenstig, wo immer es ging, auch gegen den Staat. Anfang der achtziger Jahre solidarisierte sie sich sogar mit der Berliner Hausbesetzerszene, und das Bundesverdienstkreuz, das man ihr verleihen wollte, lehnte sie ab.

Bis zuletzt erschien Inge Meysel topfit. Selbst als sie die Neunzig überschritten hatte, nahm sie noch Rollen im Fernsehen an, und sie in diversen Talkshows zu sehen, war immer wieder eine Lust. Denn sie saß in den braven Talkrunden nicht nur einfach herum und machte es allen recht, sondern sie provozierte, war streitlustig und begeisterte durch ihre unkonventionelle Art.

Wenn ihr etwas wirklich ein Anliegen war, ließ sie sich gerne vor den Karren spannen. Sie war dabei, als Alice Schwarzer und andere den stern wegen sexistischer Titelbilder verklagten. Und sie warb für die Anliegen der »Gesellschaft für Humanes Sterben«. Über den Zeitpunkt des Todes frei entscheiden zu wollen, das ist in Deutschland immer noch ein ziemlich unerhörtes Ansinnen.

Auch als Schauspielerin verkörperte sie meist »starke« Frauen. Als Käthe Scholz in den »Unverbesserlichen« wurde sie in Deutschland legendär. Erst später, mit dem Alter, wirkte sie manchmal etwas milder.

Das Widerspenstige an Inge Meysel resultierte vielleicht daraus, dass sie an den Theatern, an denen sie in den dreißiger Jahren spielte, wegen ihrer jüdischen Herkunft Auftrittsverbot bekam. Sie hatte es in Deutschland nie ganz leicht, wahrscheinlich deswegen stand sie dem Land immer ein wenig skeptisch gegenüber. Nun ist sie im Alter von 94 Jahren in ihrem Haus in Hamburg verstorben. Sie musste nicht zu der Pille greifen, die sie immer bei sich hatte, um ihrem Leben ein Ende setzen zu können. Sie erlitt einen Herzinfarkt und entschlummerte sanft.

Komm ins Fischer-Boot

Verlage. In der Musikbranche wird derzeit andauernd umstrukturiert, fusioniert, und ganze Abteilungen werden einfach aufgelöst. Daran hat man sich gewöhnt. In der Verlagswelt sorgen derartige Vorgänge dagegen immer noch für größere Aufregung, vielleicht weil die Welt der Bücher gemeinhin als weniger kurzlebig gilt als die der Popmusik. Doch nun ist es mal wieder passiert: Der S. Fischer Verlag hat bekannt gegeben, den zum Stammhaus gehörenden Argon Verlag auflösen zu wollen. Nun kennt den Argon Verlag zwar kaum jemand, und doch kennt ihn eigentlich jeder. Denn neben Verkaufsschlagern wie Daniel Bielensteins Roman »Die Frau fürs Leben« erschien hier auch der Bestseller »Generation Golf« von Florian Illies.

Zwar könnte man annehmen, dass man allein mit einem Erfolgsautor wie Illies auf Dauer schwarze Zahlen schreiben könnte, doch dem war anscheinend nicht so. Der Argon Verlag machte zu wenig Umsatz, wird aufgelöst, und seine Autoren werden von S. Fischer geschluckt.

Gender und Dessous

Umfrage. Man hatte es ja immer geahnt, nun ist es amtlich: Männer wechseln nicht oft genug ihre Unterhosen. Dies hat eine Umfrage des Marplan-Instituts ergeben. Demnach würden nur 62 Prozent der Männer täglich ihre Unterhose wechseln, während von den Frauen immerhin 80 Prozent das Bedürfnis verspüren, täglich in frische Unterwäsche zu schlüpfen.

Warum aber sind Männer solche ausgesprochenen Unterhosenwechselmuffel? Sind sie schlicht zu faul, wollen sie Waschmittel sparen, haben sie Lieblingsunterhosen, von denen sie sich nur schwer trennen können?

Wahrscheinlich haben wir es hier mit tief verankerten geschlechtsspezifischen Unterschieden zu tun. Frauen, das ist allgemein bekannt, finden das Durchstöbern von Dessous-Abteilungen regelrecht aufregend.

Männer dagegen kaufen eigentlich nie freiwillig neue Unterhosen ein und tragen bis hinein ins hohe Alter immer noch die Unterwäsche, die ihnen ihre Mütter zum 18. Geburtstag geschenkt haben. Selbst Boxershorts mit Snoopy-Aufdrucken können das sein, Männer kennen da gar nichts. Das ernüchternde Ergebnis dieser Studie lautet: Männer besitzen schlichtweg keine Unterhosenkultur.

Lesen macht sexy

Studie. Wenn der Online-Bücherbestelldienst Amazon eine Studie zur Attraktivität von Lesern und Leserinnen erstellt, kann man natürlich davon ausgehen, dass das Ergebnis nicht lauten wird: Leser und Leserinnen werden im allgemeinen für absolut unsexy gehalten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass bei der Befragung, an der sich 10 000 Amazonkunden beteiligt hatten, 85 Prozent der Voter angaben, sie hielten Lesemuffel für langweilig. Fünf Prozent der Männer gaben sogar an, dass sie lesende Frauen für die besseren Liebhaberinnen hielten, während umgekehrt nur zwei Prozent der Frauen glauben, dass Männer, die gerne und viel lesen, auch im Bett ausdauernder sind.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass es nicht nur darauf ankommt, dass, sondern was gelesen wird. Fans von Dieter Bohlens »Nichts als die Wahrheit« müssen dank ihrer Lektürewahl damit rechnen, beim auserkorenen potenziellen Sexualpartner nicht mehr zu landen. Die Leser Bohlens gelten als absolut unattraktiv. Seltsamerweise stärkt es bei 71 Prozent der Befragten die Libido, wenn sie beim Stelldichein J.R.R. Tolkiens »Herr der Ringe« auf dem Nachttisch entdecken. Ausgerechnet »Herr der Ringe«, das Buch, von dem man weiß, dass es bevorzugt von pickligen Adventure-Game-Freunden gelesen wird, die auch lookmäßig den Regisseur des Films »Herr der Ringe«, Peter Jackson, zu ihrem Vorbild erklärt haben!