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Judgement Day für Lay

USA. »Ich habe keinen kriminellen Akt begangen«, behauptet Kenneth Lay, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Enron, in einem Interview mit der New York Times. Der Farmerssohn aus Missouri befindet sich nach Zahlung einer Kaution von 500 000 Dollar wieder auf freiem Fuß. Die Handschellen wurden ihm wieder abgenommen, obwohl ihm bis zu 175 Jahre Haft drohen, wenn er in allen 17 Anklagepunkten schuldig gesprochen wird.

Enron, einer der größten Energiekonzerne der Welt, ging im Dezember 2001 Pleite. Der Bankrott galt als Musterbeispiel für corporate corruption. Lay hatte in den letzten Monaten vor der Pleite eine positive Firmenfinanzlage vorgetäuscht, um zum Kauf der Enron-Aktien zu animieren. Seine eigenen Aktien im Wert von 24 Millionen Dollar hatte Lay jedoch rechtzeitig verkauft. Die Regierung versprach eine bessere Kontrolle der Unternehmensführungen und ein hartes Vorgehen gegen betrügerische Manager. Über zweieinhalb Jahre haben die Strafverfolger für die Prozessvorbereitung benötigt. Lay, der sein Vermögen mit knapp 20 Millionen Dollar angibt, muss nun mit einer Pfändung seines Luxusapartments in Houston rechnen. Dass er seine verbliebenen Millionen für eine Flucht nutzen könnte, befürchtet die Staatsanwaltschaft offenbar nicht.

Saba Saba Day

Kenia. Die doppelte Sieben steht für Protest. Seit 1991 demonstrieren Kenianer am 7. Juli, dem Saba Saba Day, für politische Reformen. In Kisumu City wurde am Mittwoch vergangener Woche ein Mann erschossen, als er mit anderen Demonstranten die Kondole Police Station stürmen wollte. Die Polizei habe das Feuer eröffnet, nachdem »junge Rowdys« begonnen hatten, Steine auf die Polizisten zu werfen, gab ein Polizeisprecher bekannt. Es wurden sieben Zivilisten, darunter zwei Kinder, und zwei Polizisten verletzt.

Der im Dezember 2002 gewählte Präsident Mwai Kibaki hatte politische Reformen und ein konsequentes Vorgehen gegen die Korruption versprochen. Große Teile der Bevölkerung sind nun enttäuscht. Auch Kibaki und anderen Kabinettsministern wird Korruption angelastet. Der Präsident, der den Autokraten Daniel Arap Moi ablöste, versäumte trotz zweimaliger Zusicherung die Verabschiedung einer Verfassung, die die Macht der Zentralregierung mindern sollte. Einige Funktionen des Präsidenten sollen dem Vizepräsidenten, dem Parlament und der Judikative zugeteilt werden. Zudem sollen regionale Regierungen in Zukunft eigenverantwortlich über ihre Entwicklungsprioritäten und ihre Ressourcen entscheiden.

Offensive gegen Islamisten

Jemen. Der »dritte Sumpf« neben Afghanistan und dem Irak sollte der Jemen für die USA werden, hatte die dem al-Qaida-Netzwerk zugehörige Brigade Abu Hafs al-Masri nach den Anschlägen in Madrid angekündigt. Vorerst aber bleibt der Jemen ein Wüstenstaat, und die Regierung hat eine Offensive gegen militante Islamisten begonnen. Mitte vergangener Woche begann in der Hauptstadt San’a unter strenger Bewachung der Prozess gegen sechs al-Qaida-Verdächtige. Sie sollen an der Sprengung des US-Kriegsschiffs Cole im Oktober 2000 beteiligt gewesen sein, bei dem zwei Selbstmordattentäter und 17 Matrosen starben.

Größere Probleme hat die Regierung derzeit mit Islamisten aus der schiitischen Minderheit der Zaidi. Seit dem 21. Juni kämpft die Armee in der Provinz Saada gegen Anhänger des Geistlichen Hussein al-Houthi. Ihm wird die Verbreitung »extremistischer Ideologien« sowie die Errichtung illegaler religiöser Zentren und der Aufbau bewaffneter Gruppierungen vorgeworfen. Er gilt als Führer der »Gläubigen Jugend«, die zu gewalttätigen Protesten gegen die USA und Israel aufgerufen hat. Der Versuch, ihn zu verhaften, ist bislang gescheitert. Bei den Kämpfen starben nach Angaben von Innenminister Rashad al-Alimi 86 Anhänger Houthis und 32 Soldaten und Polizisten.

Neue Gesichter

Ägypten. Von Oppositionellen und westlichen Politikern ständig zu Reformen gedrängt, hat Präsident Hosni Mubarak nun endlich gehandelt. Das gesamte Kabinett wird ausgetauscht, der ehemalige Verkehrsminister Ahmed Nazif wurde zum Ministerpräsidenten ernannt und soll nun neue Minister finden. Ein Posten ist vom regime change allerdings ausgenommen. Der 76jährige Mubarak will auch nach 23 Jahren Amtszeit nicht zurücktreten. »Mubarak ersetzte einen alternden Ministerpräsidenten durch ein junges Gesicht, das ist der einzige Wechsel, der stattgefunden hat«, kritisierte der Oppositionelle Abdel Halem Qandel, Herausgeber der Zeitung al-Arabi.

Im vergangenen Jahr hatte Mubarak eine Parlamentssitzung mit den gemurmelten Worten unterbrochen: »Die Klimaanlage ist zu stark hier. Was ist hier passiert?« Seine Gefolgsleute hatten ihn vom Podium geholt, das staatliche Fernsehen beendete abrupt die Liveübertragung, ein Imam betete für die Gesundheit des Präsidenten. Doch Mubarak scheint der Tradition arabischer Autokraten folgen und so lange regieren zu wollen, bis er stirbt, ermordet oder vor Gericht gestellt wird. Er weigert sich standhaft, einen Vizepräsidenten zu ernennen, der ihn nach der ägyptischen Verfassung bei gesundheitlichen Problemen ablösen sollte.

Kreatives Banking

Saudi-Arabien. Eine innovative Methode der Geldbeschaffung hat am Donnerstag der vergangenen Woche ein bislang unbekannter Bürger des Wüstenstaates erprobt. Er stellte sich höflich als Bauarbeiter vor, setzte sich in einen Bulldozer und begann, das Gebäude der National Commercial Bank in Jeddah niederzureißen. Wie sich später herausstellte, war sein Vorhaben mit dem Management nicht abgesprochen. Als ein Zuschauer die Polizei alarmierte, zog er die Flucht vor. Die Ordnungshüter vermuten, dass er es auf den Geldautomaten abgesehen hatte.