Die Gapper kommen

platte buch

Als »eine wunderbar verrückte Parabel über Hilfsbereitschaft und Herzensmut« bezeichnet der Verlag das soeben erschienene Kinderbuch »Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip« des US-amerikanischen Schriftstellers George Saunders, der zuvor zwei Bände voller wunderbar-apokalyptischer Zukunftserzählungen (»Pastoralien«, »Bountyland«) veröffentlichte. Wie so oft bei Klappentexten ist die Beschreibung natürlich Quatsch. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Parabel über die Beschaffenheit der Subjekte im Kapitalismus der Gegenwart.

In einem kleinen Dorf namens Frip leben drei Familien, eine davon besteht aus Serena und ihrem Vater. Alle Familien leben von dem, was die Ziegenhaltung abwirft. Die Ziegen aber werden regelmäßig von Gappern befallen, tennisballgroßen Wesen, die von den Kindern der Familien ebenso regelmäßig eingesammelt und entsorgt werden müssen. Irgendwann entscheiden sich die Gapper, nur noch Serenas Ziegen zu befallen, sodass sie vor lauter Gappereinsammelei kaum noch zum Schlafen kommt, während die Kinder der anderen Familien nun reichlich Zeit haben.

Und schon werden sie sichtbar, all die bekannten kleinen Eigenschaften des modernen Subjekts: Missgunst, Neid, Egoismus, Korruption, Selbsttäuschung, Konformismus, Hass und dergleichen mehr. Am Ende geht trotzdem alles gut aus. Wie gesagt, es ist ein Kinderbuch. Aber es ist ein sehr schönes.

marek szepan

George Saunders: Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip. Illustriert von Lane Smith. Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert. Bloomsbury, Berlin 2004, 92 S., 12,90 Euro