Der Spitzel schwebt dahin

ich-ag der woche

Fahrradfahren auf dem Bürgersteig ist so ein Fall. Ein Polizeibeamter maßregelt einen, wenn er einen erwischt, in unfreundlichem Ton, man selbst gibt sich einsichtig und freundlich, oder man regt sich ein bisschen auf. Hauptsache, man kommt ungeschoren davon. Die dem Beamten gewidmete Beschimpfung »Arschloch« bringt man jedenfalls erst außerhalb seiner Hörweite über die Lippen.

In Athen sollte man sich solche Unmutsbekundungen dieser Tage drei Mal überlegen. Und vorsichtshalber mal nach oben schauen, ob dort zufällig ein Zeppelin kreist. Wenn das der Fall ist, heißt es: Klappe halten.

Denn der Zeppelin ist vollgestopft mit Spezialkameras des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Ihm steht ein eigens aufgebautes Mobilfunknetz zur Verfügung. Falls das gewöhnliche Mobilfunknetz einmal ausfällt, ist der Datentransfer gesichert. Offiziell besteht die Mission des Zeppelins darin, den Verkehr zu überwachen. Bei dem ganzen High-Tech wäre es allerdings ein bisschen profan, nur die Straßen im Auge zu behalten. Es wird auch berichtet, dass er Telefone und sogar die Gespräche von Passanten abhört. Deshalb hat sich der Zeppelin bei der Athener Bevölkerung den Namen »schwebender Spitzel« eingehandelt.

Ob es den Zeppelin tatsächlich interessiert, wenn ein Polizist »Arschloch« genannt wird, kann bezweifelt werden. Es gibt schließlich Gefährlicheres während dieser Olympischen Spiele. Auch für den Zeppelin. Der Wind machte ihm bei Testflügen schon erheblich zu schaffen. Und am Ende nimmt ihn die Flak ins Visier, wenn er über die Ägäis gewirbelt wird.

jesko bender