Exoten und Kommunikatoren

in die presse

Warum in schwarzen Löchern nach Paralleluniversen suchen, wenn es fremde Welten vor der Haustür zu entdecken gibt? Dort tummeln sich unter anderem Nazoräer und Mazdaznan. Es handelt sich nicht um Außerirdische, sondern um Vegetarier, bei denen sich der Verzicht auf Fleischkonsum mit einem starken Missionstrieb verbindet, der sich spirituelle Weihen zu geben versucht. So findet sich auch in natürlich vegetarisch, der Zeitschrift des Vegetarier-Bundes (Vebu), allerlei esoterischer Unfug, obwohl manche Mitglieder sich in Leserbriefen über die Dominanz der »Exoten« beklagen.

Rita Baumann dagegen weiß, dass nach dem Fleischverzehr »alle Emotionen, die das Tier hatte«, in das »eigene Geist-Körper-Gefüge« eindringen. Wenn Sie sich also in eine Sau bzw. einen Eber verlieben, wissen Sie nun, woran das liegt. Aber Vorsicht! Eine Vegetarierinitiative bereitet eine Kampagne gegen Sodomiten vor. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man die »Tierkommunikatorin« Amelia Kinkade zu Rate ziehen. Sie kann telepathischen Kontakt zu allen Tieren aufnehmen, sogar zu Insekten, denn »Intelligenz ist nicht auf die Gehirnkapazität beschränkt«.

Dass Gehirnkapazität allein nicht zur Formulierung intelligenter Aussagen befähigt, beweist Harald Ullmann. »Heute tötet niemand mehr Juden, Fahrende oder Homosexuelle«, meint der »Kampagner« der Tierrechtsorganisation Peta. Er verteidigt nicht nur den Peta-Slogan »Der Holocaust auf deinem Teller«, sondern glaubt: »Wir sind diejenigen, die die Lektionen des Holocaust durch unsere Lebensweise direkt umsetzen.« Immerhin wird auch eine Gegenposition veröffentlicht, und der Vebu-Vorstand »hat mehrheitlich eine kritische Position zu der Kampagne«.

Offene Sympathie zeigt man mit vierbeinigen Selbstmordattentätern wie dem niedersächsischen Feldhasen, der sich in das Bein eines Jägers verbiss und durch einen Stockschlag zum Märtyrer wurde. Doch bleibt unklar, ob der Angriff aus edlen Motiven erfolgte. Vielleicht wollte der Hase einfach mal ein Stück Fleisch probieren.

jörn schulz