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Vanilla Calling

The Clash. Die Musikindustrie ist auch deswegen so sehr am Jammern, weil sie ihre Archive längst ausgeplündert hat und jeder die klassischen Alben von den Beatles bis zu den Sex Pistols sowohl als Vinyl-Platte und als CD als auch sogar als historisch-kritische Ausgabe mit Goldrand im Plattenschrank stehen hat. Wenn da nun ein verloren geglaubtes, nie erschienenes Album einer Punk-Institution wie den Clash in irgendeiner verstaubten Ecke gefunden wurde, dann ist das Glück für die dafür zuständige Plattenfirma natürlich schier grenzenlos, dann ist Weihnachten schon heute. Denn ein sozusagen »neues« Album von The Clash muss man nicht mehr groß bewerben und man muss auch niemandem mehr klar machen, wer The Clash sind, sondern so ein Album wird sich von ganz allein verkaufen.

Mick Jones, der ehemalige Gitarrist von The Clash, ist derjenige, der die so genannten »Vanilla Tapes« gefunden hat, die lange Zeit als verschollen galten. Als er für einen Umzug packte, fand er überraschenderweise das Band mit den Aufnahmen in einem Pappkarton. Die 21 Songs sind 1979 eingespielt worden, kurz vor der Veröffentlichung des The Clash-Klassikers »London Calling«. Jones gab allerdings an, es handele sich dabei ausschließlich um Songskizzen; dennoch meinte auch er, er sei »froh«, dass er »sie gefunden habe«.

The Clash-Fans werden ihm da gewiss nur zustimmen können. Sie wären wohl auch schon froh gewesen, hätte Jones nur ein paar verloren geglaubte Aufnahmen mit Rülpsern von The Clash-Sänger Joe Strummer gefunden.

Bislang ging der Mythos rund um die »Vanilla Tapes« so, dass angenommen wurde, ein betrunkener Roadie habe die einzige Aufnahme der Tapes in der Londoner U-Bahn verloren, als er sie zu einem Plattenproduzenten bringen sollte. Schade eigentlich, dass dieser Mythos nun zerstört wurde.

Wann nun Jones selbst die Bänder zu einem Plattenproduzenten bringen wird und wann sie veröffentlicht werden sollen, ist bislang noch nicht bekannt.

Scheiß Bahn

Peinlichkeit. Wenn eine Party mal wieder langweilig zu werden droht, denkt man sich ja gerne eines dieser beliebten Gesellschaftsspiele aus. Diese gehen dann so: Jeder in der Runde erzählt beispielsweise die größte Gemeinheit, die er je verbrochen hat, oder jeder bekennt sich zu seinem ausgefallensten sexuellen Wunsch, den man nie erfüllt bekam. Oder man berichtet sich gegenseitig seine wirklich peinlichsten Erlebnisse, besoffen bei der Freundin ins Bett gekackt oder so etwas. Zwei Frauen, die vor kurzem mit dem ICE unterwegs waren, können nun jedenfalls sicher sein, auf der nächsten langweiligen Party von sich behaupten zu können, bestimmt das denkbar Peinlichste überhaupt erlebt zu haben.

Als sie nämlich letzte Woche die Spülung der ICE-Toilette benutzten, machte es nicht »Zschhhh«, wie es hätte sein sollen, sondern es machte »Phhrmmph«, und in beiden Fällen ergoss sich eine Fäkalfontäne über die jeweilige Frau. Eine der Bahnfahrerinnen erlitt dabei sogar eine starke Augenentzündung.

Bildlich mag man sich das Ganze kaum vorstellen. Man geht auf die Zugtoilette und verlässt sie voll mit Fäkalien, vielleicht sogar noch halbblind; das muss das absolute Grauen gewesen sein. In diesem Zustand muss man dann noch den Schaffner suchen – der naturgemäß in deutschen Zügen nur dann auftaucht, wenn man ihn gerade nicht braucht –, um sich bei ihm zu beschweren. Es müssen jedenfalls wahrlich würdelose Szenen gewesen sein.

Für die Deutsche Bahn hat das Ganze natürlich auch nicht gerade einen erwünschten Werbeeffekt. Wenn erst mal bekannt wird, dass die Züge der Bahn nicht nur zu teuer sind und zu spät kommen, sondern auch noch Überraschungen in den Toiletten versteckt haben, dann hat das Unternehmen ein echtes Problem. Die Bahn hat die Vorfälle bereits bedauert und technische Probleme eingeräumt.

Der Mann mit der goldenen Musik

Zum Tod von Elmer Bernstein. »Der Mann mit dem goldenen Arm« von Otto Preminger ist ein ganz außergewöhnlicher Film. Niemand anders als Frank Sinatra spielt in dem Film einen Jazzmusiker, der von seiner Heroinsucht loskommen möchte. Der Film ist zynisch, knallhart und längst ein Klassiker. »Der Mann mit dem goldenen Arm« ist nur einer der vielen berühmten Filme, für die der Komponist Elmer Bernstein die Musik geschrieben hat. »Wer die Nachtigall stört«, »Die glorreichen Sieben«, »Gesprengte Ketten« sind ein paar weitere Filmtitel aus der langen Liste mit Bernstein-Scores. Am bekanntesten freilich wurde der Komponist, der bei Aaron Copland studiert hat, dadurch, dass ein Motiv von ihm in der Werbeindustrie Anklang fand. Marlboro übernahm es aus Bernsteins Musik zu »Die glorreichen Sieben« und unterlegte damit die Bilder eines Werbeclips.

14 Mal wurde Bernstein, der mit Leonard weder verwandt noch verschwägert war, für den Oscar nominiert. Überreicht bekam er ihn allerdings nur für seine Arbeit für George Roy Hills »Thoroughly Modern Millie«.

Letzte Woche am Mittwoch ist Bernstein im Alter von 82 Jahren in Ojai, Kalifornien, verstorben.