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Aus Frankreich I

»Der Kleine Nick« … kehrt zurück. In Frankeich findet ein neuer Band mit alten, nie zuvor veröffentlichten Geschichten von »Le Petit Nicolas« reißenden Absatz. Innerhalb weniger Tage wurden mehr als 70 000 Exemplare des Buches verkauft. Der Diogenes-Verlag wird es demnächst in das Deutsche übertragen lassen.

Die Väter des »Kleinen Nick«, Jean Jacques Sempé und René Goscinny, der auch »Asterix« mit erfand, verfassten die Nick-Stories Anfang der Sechziger, die Tochter Goscinnys fand sie allerdings erst jetzt im Elternhaus ihres 1977 verstorbenen Vaters.

Die Abenteuer des »Kleinen Nick« können mit Fug und Recht als eine der schönsten Kindergeschichten-Serien überhaupt bezeichnet werden. Der »Kleine Nick« und seine Freunde, der dicke Otto, der Streber Adalbert, der Schul-Loser Clodwig und der starke Franz, sind eine Bande von frechen Mittelstandskindern, die regelmäßig ihre Lehrer auf die Palme bringen und ihren Eltern Sorgen und Nöte bereiten. Goscinny hat ihre Erlebnisse mit ungeheuer viel Witz und Charme erzählt, die Bourgeoisie bekommt andauernd ihr Fett weg, und die Zeichnungen des großen Sempé sind eh unübertrefflich. Auch in Deutschland wird die Wiederkehr des »Kleinen Nick« wohl nicht nur bei Kindern viel Freude hervorrufen.

Aus Frankreich II

Handys. In Frankreich ist man stolz darauf, eine reiche Kinokultur zu haben. Diese muss natürlich auch gehegt und gepflegt werden. Deshalb hat man nun etwas absolut Sinnvolles erfunden: einen Handyklingeltonkiller für die Kinosäle. Der soll demnächst in Frankreichs Kinos zur Anwendung kommen. Wer dann noch vergessen haben sollte, sein Handy während der Vorstellung auszuschalten, kann nicht mehr zur Plage für andere Zuschauer werden. Denn das neue Gerät blockiert die Klingeltöne und lässt nur noch Notrufe durch. Wann bekommen wir diese Wundermaschine auch hierzulande?

Aus Frankreich III

Sexstatistik. Es war nicht anders zu erwarten. Die Deutschen sind nicht nur wirtschaftlich inzwischen Mittelmaß, auch sexmäßig bringen sie es nicht so recht. Der Kondomhersteller Durex will in einer Erhebung herausgefunden haben, dass die Deutschen im Jahr durchschnittlich 98 Mal Sex haben. Damit liegen sie im internationalen Vergleich im »unteren Drittel«. Wie auch nicht anders zu erwarten, sind dagegen die Franzosen die Beischlaf-Champs, kommt doch der durchschnittliche Franzose auf immerhin 137 Mal Sex im Jahr.

Die echten Sex-Loser sind in Fernost zu finden. So sollen es die Japaner nur durchschnittlich 46 Mal im Jahr treiben.

Zu viel Krypton erwischt

Christopher Reeve. Ironie des Schicksals nennt man so etwas wohl. Ausgerechnet Christopher Reeve, der gleich in mehreren Filmen den unbesiegbaren Helden Superman mimte, ist irgendwann vom Pferd gefallen und war seitdem querschnittsgelähmt. Allerdings ergab sich Reeve nicht einfach seinem Schicksal, sondern entwickelte im Rollstuhl nahezu Superkräfte. Jedenfalls machte er Fortschritte im Gehen, wie sie von den Ärzten niemals für möglich gehalten wurden – der Mann schien die Rolle seines Lebens einfach nicht abschütteln zu können.

Abgesehen von seiner Verkörperung des Superman in drei Filmen brachte Reeve als Schauspieler nicht allzu viel zustande. Bis zu seinem Tod letzte Woche in New York war Reeve ausschließlich bekannt als der gefallene Superman, der im Begriff stand, langsam wieder zur Kräften zu kommen. Außerhalb der Schauspielerei engagierte er sich jedoch auch noch für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und gründete eine Stiftung, die sich für diese einsetzte.

Öfter mal die Klappe halten!

Elfriede Jelinek. Dass der Vatikan sich zu Themen äußert, von denen er nichts versteht, ist man gewohnt. Sei es nun der Sex, die Popmusik oder seien es Drogen, die drollige Combo um den Papst scheut sich seit jeher nicht, ihre Meinung in die Welt hinauszuposaunen. Dass die schwer verschrobenen Kirchenmänner aber seit neuestem auch Literaturkritik betreiben, ist was ganz Neues.

In der vatikanischen Tageszeitung L’Osservatore romano wurde beklagt, dass Elfriede Jelinek, die Empfängerin des Literaturnobelpreises, in ihrer »geschmacklosen« Prosa »ausufernde Obszönität« zeige, »die in absoluten Nihilismus münde«. Und weiter: »Die Vereinigung der Körper, kalt und düster und von Mangel an Kommunikation gekennzeichnet, führt niemals zu Zartheit, zu einer Würde der Seele.« Die Schriftstellerin beschreibe »Szenen roher Sexualität, die nicht auf die Emanzipierung der Frau vom Erotismus hindeuten«. Das hätte man im Vatikan wohl gern: eine Emanzipierung der Frau vom Erotismus. Was wohl irgendwie heißen soll, dass die Frauen aufhören sollen, frivol mit den Wimpern zu klimpern, und auch keine schmutzigen Bücher mehr schreiben sollen.

Soll sich der Mann auch vom Erotismus emanzipieren? Und wie geht das? Und was ist mit Intersexuellen, Metrosexuellen, Transgenders, Androgynen, Transsexuellen usw.? Naja, davon verstehst du ja eh nichts, lieber Vatikan! Denn bei euch geht es wohl meist recht kalt und düster zu.

Deshalb sei dir hier gesagt: Einfach mal die Klappe halten! Wovon einer nichts versteht, soll er schweigen.

In der Wochenzeitung Die Zeit hingegen hat man Frau Jelineks Arbeit ein wenig besser verstanden. »Ihre größte Begabung«, heißt es dort, sei ihre »unerschütterliche Menschenfeindlichkeit«. In Österreich, dem »wunderlichen« Kleinstaat, an den »die meisten Menschen als Geburtsort von Freud, Hitler, Mozart und Schnitzel denken« (New York Times), sei Misanthropie »eine sehr solide Berufsvoraussetzung« für Künstler. Genau so ist es.