Jäger über Dresden

in die presse

Eigentlich bespricht Lorenz Jäger in der FAZ den ZDF-Film »Das Drama von Dresden«. Er philosophiert über die Sitten der Alliierten. »Drei Angriffswellen gingen über die Stadt: zwei nächtliche der Briten, wie es bei ihnen der Brauch war«, denn das perfide Albion scheut das Tageslicht, »und ein Tagesangriff der Amerikaner«, denn die schämen sich ja für gar nichts. Und er vermisst »vor allem den Brief des dreiundachtzigjährigen Gerhart Hauptmann: ›Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.‹«

Und wenn ein FAZ-Redakteur sich zum Weinen entschlossen hat, muss jeder anständige Deutsche mitheulen. »Beschämend sind gegenwärtig volksverhetzende Seiten im Internet, die unter dem Titel ›No tears for Krauts‹ den Abriss der Frauenkirche fordern oder unter der Schlagzeile ›Heult doch!‹, wie sie sagen, ›deutsche Opfermythen angreifen‹ wollen. Man wünschte sich energische Staatsanwälte, die den einschlägigen Gesetzen auch einmal nach dieser Seite Geltung verschaffen.«

Selbst eine großzügige Auslegung des Paragrafen 130 über »Volksverhetzung« dürfte jedoch kaum die Ahndung städtebaulicher Vorschläge oder der Aufforderung zum Heulen gestatten. Es geht wohl vor allem um die Forderung: »Deutsche Opfermythen angreifen«. Die Beurteilung eines historischen Ereignisses ist bislang nur in einem Fall strafrechtlich relevant: bei der Leugnung der Shoah. Wenn aber, wie es derzeit überall in Deutschland propagiert wird, die Deutschen endlich als gleichberechtigte Opfer des Krieges anerkannt werden müssen, ist es nur konsequent, den Opferstatus auch einmal für diese Seite juristisch festzuschreiben.

Für dieses Bestreben erhält Jäger nun die Unterstützung, die er verdient hat. Rolf Schlierer, der Bundesvorsitzende der Republikaner, hat Strafanzeigen erstattet, da Aufrufe mit Überschriften wie »Frauenkirche abreißen« oder »No tears for krauts« das »Verbrechen der Bombardierung Dresdens« relativieren oder rechtfertigen würden.

maxim kammerer