Déjà-vu beim Opernball

raucherecke

Alles ist retro. Gloria Gaynor, die in den siebziger Jahren mit »I will survive« einen Hit landete, war der Stargast des diesjährigen Frankfurter Opernballs. Seit die Discomusik im Zuge der Begeisterung für die siebziger und achtziger Jahre wieder populär geworden ist, ist auch Gaynor wieder ein gefragter Star. Und die Zeiten, in denen Autonome gegen den Frankfurter Opernball demonstrieren, scheinen wiederzukehren.

Während im vorigen Jahr lediglich ein Aktionsbündnis gegen Sozialabbau zu einem wenig Freude versprechenden »Lumpenball« aufrief, fand am Samstag erstmals seit vielen Jahren wieder eine größere Demonstration gegen den Opernball statt. Allerdings predigten die etwa 300 Demonstrantinnen und Demonstranten nicht etwa Konsumverzicht oder prangerten das dekadente Leben der Schönen und Reichen an. Das Motto »Pimp up your life« orientierte sich eher an goldbehangenen und von halbnackten Frauen umringten Rappern. Dementsprechend zierte das Plakat zur Demo auch eine große, schwarze Limousine. »Wir wollen keine Gleichheit im Elend, sondern ganz realistisch und dem Anlass angemessen: Luxus und Buffet für alle!« hieß es in dem Aufruf der Autonomen Antifa (F).

»Und ich dachte, Antifa gibt es gar nicht mehr«, kommentierte ein Moderator des hessischen Radiosenders HR3 die Demonstration und fragte sich, warum Linke gegen den Opernball protestierten. Schließlich nähmen heutzutage sogar Politiker der Grünen an dem Event teil.

Die Forderung »Luxus für alle« nahm die Polizei jedenfalls sehr ernst. Mehrere hundert Beamtinnen und Beamte hatten den Opernplatz bei der Ankunft der Demonstration bereits mit Gittern abgesperrt und vorsichtshalber zwei Wasserwerfer aufgefahren. Diese verbrachten die meiste Zeit damit, sehr vorsichtig herumzurangieren, um nicht den Brunnen vor der Oper oder sogar Gäste des Balls umzufahren. Die Polizei wurde allerdings nicht nur von den sehr agilen Demonstrantinnen und Demonstranten rund um die Absperrungen auf Trab gehalten. Ein Ballgast wollte sich die Proteste nicht gefallen lassen, ging auf eine Gruppe Protestierender los und schlug wahllos auf sie ein. Diese wehrten sich jedoch gegen den Angreifer, und er landete im Schneematsch. Das Ergebnis sah so aus: ein versauter Anzug, eine Personalienfeststellung durch die Polizei und eine wütende Freundin. Popper gegen Punker, wie in den Achtzigern. Retro eben.

jessica konrad