Ohne Leute

liebe ware
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Produkte, die wir auch nach dem Kapitalismus nicht missen wollen. Alles für alle? Okay. Bin sehr dafür! Schlimm genug, dass man sich den Strand mit anderen teilen muss und dass die Rockband nicht nur für mich spielt. Besonders ungern teile ich die Sauna mit anderen Leuten. In der Sauna will ich in Ruhe meditieren, sprich herumliegen und an nichts denken. Aber nein, kaum liegst du da, geht die Tür auf, und eine Horde Hausfrauen strömt herein und tauscht Rezepte und Tipps für die Steuererklärung aus. Oder Männer, die bevorzugt über ihren Job reden. Nichts gegen Leute, obwohl … – aber bitte nicht dort!

Zeit für die Volkssauna! Klein, billig, so dass sie in jeden Haushalt passt. Und tatsächlich gibt es so was. Nur einen Quadratmeter Platz braucht die Sauna, also nicht mehr als eine Duschkabine. Einfach an die Steckdose anschließen, und schon kannst du ganz allein und ungestört entspannen. Soweit das im Stehen möglich ist. Denn zum Sitzen ist darin natürlich kaum Platz. Na ja, gerade so.

Klar, das ist sicher ein merkwürdiger Anblick, wenn man zufällig so gesehen wird: nackt und schwitzend hinter der Glastür stehend. Für Thriller, in denen der Mörder unter der Dusche zuschlägt, ergeben sich da neue Varianten. Aber für WGs und Familien ist das auch nicht gedacht, sondern für Singlehaushalte, von denen es ja immer mehr gibt. Die Volkssauna ist die konsequente Fortentwicklung des Volksschwimmbads, auch Badewanne genannt. Und des Heimkinos, sprich Fernsehers. Gut zu wissen, es geht auch ohne Leute.

ivo bozic