08.06.2005

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Praktikanten zu quälen, ist hier ein beliebtes Hobby. Wie das geht? Etwa so: Draußen regnet es in Strömen, es blitz und donnert, das Wasser klatscht an die Fensterscheiben, in den Straßen fließen die Gullis über und der Redakteur für Internationales sagt ganz trocken zur Praktikantin: Schreib doch mal eine Meldung über die Dürre in Spanien! Klar, was kümmert ihn das Wetter hierzulande! Er ist schon mit einem Bein auf einer sommerlichen Mittelmeerinsel. Die einen verabschieden sich in den Urlaub, andere trudeln sonnengebräunt wieder ein, nur um sogleich den nächsten Urlaub im Kalender einzutragen, es gibt auch welche, die kriegen lieber ein Kind, und wieder andere werden krank. Das Ergebnis der siebenjährigen rot-grünen Gesundheitspolitik – welch ein Euphemismus! – ist katastrophal. Mag sein, dass der Krankenstand auf dem freien Markt der Arbeitskräfte gesunken ist; uns macht der Sozialstress körperlich zu schaffen.

Mehr schaffen müssen auch die wenigen verbliebenen Geister in dieser immer größer scheinenden Fabrikhalle. Die Redaktion is too big without you! Sind das Absetzbewegungen? Haben wir hier nur irgendwas nicht mitbekommen? Macht Jungle krank? Nein, nein, sagen andere, sie arbeiten hier seit Jahren, und nie ein Wehwehchen, immer alles fit, alles tutti. Nebenbei, das macht man inzwischen mit vier Mausklicks, buchen sie im Internet ihren nächsten Billigflug nach Irgendwo. Ja, Kunststück!

Vielleicht fürchten einige auch um den jährlichen, vertraglich garantierten, gemeinsamen Redaktionsurlaub (auch so ein Euphemismus), also um die jährliche Auslandsreise zur Produktion einer Sondernummer. Nur weil ein verknitterter Pseudo-Kanzler seinen Laden nicht im Griff hat, soll ausgerechnet dann alles neu gewählt werden, wenn wir ausgiebig an unserer Strandrecherche arbeiten wollen. Was nu, sagt der Ochse zu der Kuh. Die einen meinen: Ach, Bundestagswahl, wen interessiert denn sowas? Die anderen sagen, eine Bundestagswahl ohne die Jungle World wäre wie Kaffee ohne Dosenmilch. Man weiß es nicht! Aber so oder so, allen Kranken wünschen wir von hier aus beste Besserung und den Globetrottern eine gute Heimreise, denn sonst können wir unsere Gruppenfahrt mit dem Tandem absolvieren. Und so ist das ja eigentlich nicht gedacht.