LeserInnenworld
Jungle World, 21/05: Lieber süchtig als züchtig
Teichgroße Aschenbecher
Sie scheinen zu vergessen, dass der Tabakkonsum kein »Kulturgut« ist, über das es sich in dieser Art zu reden lohnt. Es ist lächerlich, über zu niedrige Produktivität zu sprechen, um dann gleichzeitig Raucher zu haben, die, anstatt wie ihre Kollegen zu arbeiten, lieber vor dem Haus paffen. Dies wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn die Zahl der Tabakabhängigen nicht so hoch und das Rauchen eine freiwillige Entscheidung wäre. Die Zahl der vor allem Getränke ausschenkenden Kneipen hat sich allein in den vergangenen zehn Jahren um 35 Prozent reduziert. Das ist kein Wunder, da die abhängigen Gäste mittels teichgroßer Aschenbecher zum Kettenrauchen animiert werden und das Geld in Zigaretten investieren, anstatt es beim Wirt zu lassen. Es braucht Gesetze, um die Belastungen, die den Bürgern durch das Rauchen entstehen, aufzuheben.
sebastian
Jungle World, 20/05: Proletarier aller Länder, was geht heute noch ab?
Take it easy
Die Autorin Berverly Silver zieht die einzig realistische Bilanz und landet bei Profitbeschränkung. Zu prüfen ist Marx’ These, dass es zu wenig Kapital gibt in der Welt, um Nationalstaaten zu überwinden. Es gibt einen Ausweg. Taking nothing seriously hilft nur nicht im kapitalistischen Verwertungsprozess. Mit eurem Existenzgeldartikel, ich würde die Bezeichnung restriktionsfreies Grundeinkommen vorziehen, habt ihr euch ein Ei gelegt. Zeit für eine Disko, an der ich mangels Talent, Ausdauer und Kohärenz nicht partizipieren kann und will. Aber es ist ja eh schon alles gesagt, man muss es nur neu aufschreiben. Checkt mal breakcore instead of lame punk stuff, obwohl die Turbonegro-Typen es echt bringen. Live is multiple.
zippi
Jungle World, 19/05: Deutschland, du Opfer!
Fehlt da nicht was?
Der Text zeigt deutlich die Misere in der Redaktion. Er kommt fast einer kompletten Kapitulation vor den deutschen Verhältnissen gleich. Ich hatte oft gehört, dass ihr euch niemals der redaktionellen Blamage hingeben wolltet, euch selbst zu interviewen. Viel spannender ist allerdings die Aussage von Ivo Bozic, dass es zwischen Nazis/extremen Rechten und der Berliner Republik zwei Schnittmengen gebe, den Antiamerikanismus, der anlässlich des Irak-Krieges offensichtlich wurde, und den sozialneidischen Antikapitalismus. Fehlt da nicht etwas? Zum Beispiel der als Antizionismus getarnte Antisemitismus? Ist es nicht auch so, dass der Antisemitismus die Grundlage für den deutschen Antikapitalismus à la Müntefering liefert? Sprich, dass der Hass auf die Juden automatisch Teil dieses Antikapitalismus ist? Warum taucht das Wort Antisemitismus im Interview nicht ein einziges Mal auf?
thomas sayinski