In doppelten Diensten

Illegale Polizeistruktur in Italien

Vergangene Woche ist in Italien eine illegale Organisation aufgeflogen, die seit einem Jahr parallel zu den staatlichen Sicherheitsorganen arbeitete. Wie die Ermittlungsbehörden bekannt gaben, waren die Mitglieder der »Abteilung für strategische Anti-Terror-Studien » (DSSA) angetreten, um den »internationalen Terrorismus zu bekämpfen« und den Papst zu beschützen. Sie sollen Personen beschattet, Untersuchungen in muslimischen Gemeinden und in Ausländertreffpunkten durchgeführt und unberechtigt Polizeiabzeichen und -utensilien verwendet haben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass auch Polizeibeamte beteiligt waren und die Organisation daher Zugriff auf geheime Informationen aus den Datenbanken des Innenministeriums hatte. Momentan wird gegen 24 Personen ermittelt, zwölf von ihnen sind Polizeibeamte. Einige sollen bereits wegen ihrer Mitarbeit in Gladio, einer ehemaligen antikommunistischen, paramilitärischen Struktur mit Verbindungen zum italienischen Geheimdienst und zur Nato, bekannt sein.

Am Freitag stellte die Polizei von Genua die beiden Anführer, Gaetano Saya und Riccardo Sindoca, unter Hausarrest. Untersuchungsrichter Giuseppe Lalla wirft ihnen »Bildung einer kriminellen Vereinigung zur widerrechtlichen Aneignung öffentlicher Ämter« vor. Das Ziel sei gewesen, Geld von nationalen und internationalen Organisationen zu erschleichen. Die Organisation hatte der EU für 32 Millionen Euro ihre Dienste angeboten.

Saya und Sindoca sind Aktivisten der rechtsextremen Szene und Gründer der postfaschistischen Organisation Nationale Rechte. Auf der Webseite schrieb Saya: »Das zu uns gekommene Böse findet in George Bush in Amerika und Gaetano Saya in Italien ein uneinnehmbares Bollwerk«. Saya muss sich wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen seit Mai vor Gericht verantworten.

Die DSSA wurde bei den Untersuchungen zum Tod des im April vergangenen Jahres im Irak entführten und ermordeten italienischen Bodyguards Fabrizio Quattrocchi aufgedeckt. Er hatte als Söldner gearbeitet – nach Informationen italienischer Zeitungen im Auftrag der DSSA. Die Organisation war nach dem Terroranschlag in Madrid im März 2004 gegründet worden.

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