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Die Böhsen Männer

Die Böhsen Onkelz. Deutschlands beliebteste Unterschichten-Band befindet sich gerade auf ihrer Abschiedstour. Und da muss sie sich gedacht haben: Ist doch jetzt scheißegal, runter mit den Masken, nach uns die Sintflut, lasst uns endlich auch wieder unsere alten Spitzenlieder singen, wo es noch so richtig gegen die Ausländerbrut und gegen Frauen geht.

Lange genug hat sie sich selbst verleugnen müssen, die bestimmt erfolgreichste deutsche Band der letzten Jahre. Sie wollte raus aus der Naziecke, hat sich permanent öffentlich von den eigenen Wurzeln distanziert, sich als geläutert deklariert und zur Stimme der Deklassierten und Unterprivilegierten in diesem Lande stilisiert. Doch nun haben die Böhsen Onkelz auf einem Open-Air-Festival auf dem Lausitzring vor 100 000 Zuschauern nicht nur ihre Hymnen für die Massen gespielt, sondern eben auch auf Songs ihres ersten und seit langem indizierten Albums »Der nette Mann« zurückgegriffen.

Letztlich ist dies aber auch nur folgerichtig. Wenn man sich Oskar Lafontaine und dessen Rückgriffe auf Nazi-Vokabular anschaut, so müssen sich die Onkelz das gedacht haben, dann können sie selbst endlich auch wieder eindeutig klar machen, dass echter Widerstand gegen »die da oben« eindeutig deutschnational codiert zu sein hat. Das Landeskriminalamt Brandenburg hat dagegen jedoch Einspruch erhoben und gegen die Böhsen Onkelz Anzeige wegen Spielens verbotener Lieder erstattet. (aha)

Unsere Beste

Currywurst-Museum. Typische deutsche Spezialitäten sind Saure Zipfel, Saumagen, Schlachtschüssel, Sülze, Bulette mit Senf. Kulinarisches Weltniveau erreicht man damit nicht. Dennoch sind die Deutschen stolz auf ihre Sattmacher, die Berliner besonders. Und zwar so sehr, dass sie demnächst zu Ehren der Currywurst ein ganzes Museum errichten werden.

Die Currywurst ist eine fritierte Bockwurst in einer Sauce aus Tomatenmark, Curry und irgendetwas anderem. Allein von ihrem Anblick kann einem schon schlecht werden. Es gibt sie in Berlin an jedem gammeligen Imbiss, sie kostet kaum etwas, hat unheimlich viele Kalorien und macht zumindest satt.

Doch Currywurst, so behaupten ihre Anhänger, ist nicht gleich Currywurst. So meinen die einen, eine echte Currywurst müsse aus Kalbfleisch hergestellt werden, andere jedoch wollen ausschließlich Schweinefleisch als Hauptbestandteil der Currywurst akzeptieren. Über all diese Glaubensfragen kann demnächst dieses Museum aufklären, das Anfang nächsten Jahres eröffnet werden soll. Alles rund um die Currywurst soll man darin bestaunen dürfen. Wer genau hier als Museumsbesucher angesprochen werden soll, bleibt allerdings schleierhaft. Denn trotz allem kann man sich über die Currywurst immer noch am besten an den Imbissen um die Ecke informieren. (aha)

Kaffee und Dylan für alle

Bob Dylan. Echte Fans des heiligen Bob haben schon so einige Kröten des Meisters schlucken müssen. Songs für den Papst, Reklame für Damenunterwäsche, Spielen auf der elektrischen Gitarre, all dies hat immer wieder für Aufregung in seiner Gemeinde gesorgt. Nun wird Dylan ein weiteres Tabu brechen. Denn er wird sein rares Bootleg-Album »Bob Dylan: Live at the Gaslight 1962« offiziell herausbringen. Für Sammler ist das allein schon ein Schock, werden Besitzer des originalen Bootlegs doch in ihrer Gewissheit erschüttert, eine echte Reliquie zu Hause liegen zu haben.

Doch es kommt noch schlimmer. Denn Dylan wird die Platte nicht irgendwo veröffentlichen, sondern die Kaffee-Kette Starbucks wird sie auf dem hauseigenen Label »Hear Music« herausbringen. Und das ist echt hart für Dylan-Bewunderer. Gilt Starbucks doch als McDonalds der Kaffeehauskultur, als Antipode der aufrechten Kauzigkeit, für die Bob Dylan in aller Welt geliebt wird. Dylan, so finden seine Fans, sollte gegen amerikanische Ketten sein und nicht mit ihnen gemeinsame Sache machen.

Doch andererseits wurde er ja auch schon immer dafür geliebt, dass er genau das macht, was niemand von ihm erwartet. Demnach könnte seine Kollaboration mit dem Teufel seinen Ruhm vielleicht sogar noch steigern. (aha)

Verbrannte Erde

Earth. Im September wird die Welt untergehen. Zumindest etwas ähnlich Folgenreiches erwarten wir, wenn die soeben angekündigte neue Platte von Earth erscheinen wird. Es reicht aber auch schon, wenn Earth diese ganzen furchtbaren Frisurenbands, die immer epidemischer ihr Unwesen treiben, schlichtweg zermalmen.

Lange musste man ausharren, um endlich ein neues Lebenszeichen dieser Band zu vernehmen, die jahrelang weg, tot, am Ende war, in all dieser Zeit aber immer wichtiger und lebendiger wurde. Das Konzept von Earth ist erst mal simpel, aber wirkungsvoll. Gitarren her, Verstärker, Berge von Verstärkern, voll aufdrehen, Gitarrensaiten anschlagen, gegen die Verstärkermassive halten und schauen, was passiert.

Mit diesem Konzept brachte es Earths Dylan Carson auf ein paar Platten, die längst vergriffen und so gesucht sind, dass man sich als ihr glücklicher Besitzer um seine Rente keine Sorgen mehr machen muss. Warum sie nie wieder aufgelegt wurden, ist eines der letzten Rätsel der Menschheit, seltsame Probleme um die Rechte sollen dafür verantwortlich sein.

Eine vor kurzem erschienene Platte mit Earth-Remixen kündigte die Renaissance der Band bereits an, Dylan Carson soll seine langjährigen Drogenprobleme überwunden haben und die Verstärkertürme wurden bereits wieder aufgebaut. Zu erwarten haben wir, so Carson, nichts weniger als »black americana«, die sich gewaschen hat, also unheilige Gitarrendrones, bei denen frisches Fleisch schlagartig faulig wird. Kurz darauf erscheint dann auch noch ein neues Werk der unschlagbaren ehemaligen Earth-Tribute-Band Sunno. (aha)