Mein erstes Mal

naatz (der) über das Ding mit den Comics und dem Film

Mein erstes Mal war mit »Barbarella«. Bis dato nur an der Trickfilmserie »Barbapapa« geschult, glaubte ich zu ahnen, worum es in Roger Vadims heiterem Gesellenstück mit der Gunstgesellschafterin ging. Spannende Tierabenteuer auf fernen Welten, wo kleine Tode lauerten. Etwa so wie in der erregenden »Barbapapa«-Episode, wo Barbalala eine Muhkuh melkt und man sichergehen konnte, dass das zur Muhkuh gehörende Kälbchen den Verhungerungstod sterben müsse. Der Film begann also in dieser öffentlich-rechtlichen Science-Fiction-Reihe der Siebziger, und obschon ich meinen schmächtigen Jungensleib bereits versehentlich erkundete, gruselte es mich, denn es ging um Sex. Die Unarten der Liebe, die mittels Händedruck in »Barbarella« geschildert wurden, was mich endlich den Sinn des Ausdrucks »feuchter Händedruck« lehrte, täuschten nicht darüber hinweg, dass schwule Engel (Pygar) und spermatoider Schlamm (Matmos) eines fernen Tages zur sittlichen Grundausbildung eines jungen Mannes gehören sollten, der aus der Enklave des Ländlichen in der Großstadt landet.

Da hatte es Kinos, wo man auch andere Filme sehen konnte. »Barbwire« zum Beispiel, eine sturzöde Comicverfilmung, die immerhin nicht flach war. Dafür war ein grässlicher Udo Kier dabei, der dem erwähnten schwulen Engel arg nahe kam. Er rohdiamantet gerade in der grausamen Kika-Serie um den Kölner Superschurken Zanrelot, der irgendwie unterm Dom haust und so schöne Sachen wie Liebe kaputtmachen will. Zanrelot ist ein Anagramm von Toleranz, aber das haben die törichten Buben und Mädel nicht geschnallt und kucken zum Glück lieber die »Fantastischen Vier«, die Herr Eichinger ins Kino brachte. Und das beinahe zum zweiten Male, weil er, um die Rechte am Stoff nicht zu verlieren, der alte Halunke, das Ding schon einmal verfilmte. So um ’93 herum, und der Film war eine verdammte Farce, wo das Ding ein Gummimännchen und die Fackel eine Zeichentrickfilmgestalt waren.

Zurück zur Neuverfilmung. Michael Chiklis (das Ding) sieht zwar arg nach schlecht gebackenem Neoprenanzug aus, ist aber ein Superschauspieler, und Ioin Gruffudd (Mr. Fantastic) war ja der junge Hornblower in der BBC-Verfilmung des Hornblowers, und ich möchte ins Horn stoßen und behaupten, dass Dr. Doom (Julian McMahon aus Nip/Tuck) ein großartiger Schönheitschirurg ist und der Film ein Spaß ist, der an meine Jugenderinnerungen appelliert und auch Kika-Kucker zu begeistern weiß. Zanrelot wohnt ja unterm Dom, und Dr. Doom heißt ja so von Dohm, also nicht von Duhm, weil er vermutlich deutsche Vorfahren hat, und Barbarella und Barbwire waren ja beim Schönheitschirurgen, womit wir wieder bei McMahon sind.

Eine Einschränkung bleibt: Schwule Engel sind genau wie die Barbapapas eine gefährdete Spezies, beide weich und feingliedrig und nicht zur sexuellen Reproduktion geeignet. Ihnen fehlt wie den meisten Comicverfilmungen das fünfte Element – nicht die Liebe, sondern das Plasma. Ohne lebenswichtige Plasmainjektion werden viele der ein Nischendasein fristenden Comicgestalten wieder nur ein Spezialistenpublikum ziehen wie der brillante Film »Rocketeer«, der vor einigen Jahren alles hatte, was den knabenhaften Fan begeistert: Nazis, Zeppeline und Flugzeuge. Da freut man sich über einen Welterfolg wie »Spiderman« und hofft, dass auch die düsfunktionale (das turbinengetriebene Fantasticar) Familie Richards (die FF, ihr Ignoranten!) zum Erfolg wird. Mit »Batman Begins« beginnt hoffentlich eine Reihe gelungener Adaptionen, und wir krähen munter: »Super, Mann!«