Sie ist jung und erwartet viel Geld

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Häufig ist in Nachrufen zu lesen, der oder die Verblichene sei ein besonders wertvoller Mensch gewesen. Darunter kann man sich freilich nichts vorstellen, fehlte doch jegliches Zahlenwerk. Nach rund 200 Jahren Kapitalismus hat man es allenfalls geschafft, den Wert eines prominenten Fußballerbeins anhand der für die einzelnen Teile veranschlagten Versicherungssummen zu bestimmen. Auf den Gesamtwert des jeweiligen Sportlers zu schließen, scheute man sich in unverständlicher Weise, als gäbe es weder Ablösesummen noch vertraglich geregelte Honorare.

Das dürfte sich nun ändern. Seit vergangener Woche gilt Karolina Kurkowa als wertvollstes Model; ihr Wert beträgt genau 42,6 Millionen Euro. Diese Erkenntnis verdanken wir der Managementberatungsfirma BBDO Consulting, welche die bei Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen bewährte BEVA-Methode (Brand Equity Valuation for Accounting) auf diese Berufsgruppe übertrug. »Auf zwei Säulen« basiere die Berechnung, »zum einen auf empirisch erhobenen Werten zur so genannten Markenstärke und zum anderen auf künftig zu erwartenden Honoraren«. Kurkovas erster Platz beim Ranking rührt vor allem von ihrem »überdurchschnittlichen Einkommen« bereits »in jungen Jahren« her. Trotz ihrer 21 Jahre verhalf die Tschechin schon Kampagnen von Christian Dior, H&M, Versace und vielen anderen zum Erfolg und schmückte Magazine wie Vogue. Kein Wunder, dass ihr Vorsprung vor wesentlich betagteren Damen wie Heidi Klum (Platz 3) oder gar Claudia Schiffer (Platz 11) viele Millionen beträgt.

Ein Kinderspiel wird es nun sein, entsprechende Evaluationen etwa an Maurern, Philosophinnen, Hartz IV-Berechtigten oder Koma-Patientinnen durchzuführen, handelt es sich doch bei den zu addierenden Zahlen um deutlich geringere. Auch Nachrufe werden künftig einfacher zu verfassen sein: Das Ableben eines Menschen verringert seinen Markenwert nämlich schlagartig auf genau null Euro.

elvira hieb