Paech und Schwefel

ich-ag der woche

Eigentlich hat Eike Geisel in seinem Text »Der hilflose Antisemitismus« aus dem Jahr 1993 bereits alles Notwendige über Norman Paech gesagt. Er zitierte ihn aus der Hamburger Lehrerzeitung, wo er geschrieben hatte: »Israel muss sich allerdings in der Tat fragen, ob seine Palästina-Politik nicht einem latenten Antisemitismus in Deutschland Nahrung gibt.« Geisel nannte dieses Zitat »eine besonders beliebte Formel antisemitischer Agitation«.

Doch lang ist’s her, die Guten sterben jung, und was übrig bleibt, landet auf den Wahllisten der Linkspartei. Am Samstag wurde der »Völkerrechtler« Paech auf ihrem Hamburger Landesparteitag zum Spitzenkandidaten gekürt.

In den vergangenen Jahren nutzte er jede staatsrechtliche Debatte, um sein Publikum gegen die USA in Stellung zu bringen, egal ob es um die Rolle der Uno oder um den internationalen Strafgerichtshof ging. Gemeinsam mit Werner Pirker und Joachim Guilliard fungierte er als Co-Autor des Sammelbandes »Bomben auf Bagdad«. Ansonsten publiziert er mit Vorliebe in den Blättern für deutsche und internationale Politik, die ihren Lesern den Antiamerikanismus, intellektuell geadelt im Stile eines Jürgen Habermas, servieren.

Mit diesem hat Paech auch die Begeisterung für Ted Honderich gemein, dessen Buch »Nach dem Terror« er gegen Michael Brumlik verteidigte. Honderichs Traktat sei nicht antisemitisch, sondern Teil einer »wissenschaftlichen Diskussion«. Brumlik solle sich vielmehr überlegen, ob seine »exekutivische Gedankenzensur« dem Hass auf die Juden nicht »neuen Auftrieb geben« könne.

Für den Wissenschaftler Paech ist der palästinensische Terror ein »ohnmächtiger Reflex« auf die Politik Israels, der Anschlag in Madrid bloße Folge von »Aznars Kriegspolitik«. Mit Paech wird den hilflosen Antisemiten von Hamas und al-Qaida nun eine laute deutsche Stimme gegeben.

thorsten fuchshuber