Arsen und Pilotenmütze

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Die indonesische Fluggesellschaft Garuda wirbt mit dem Motto »smile’n care«, dessen Verwirklichung durch »ständige professionelle Entwicklungsprogramme« trainiert wird. Bei dem Piloten Pollycarpus Priyanto scheinen diese Bemühungen nicht gefruchtet zu haben. Er steht seit der vergangenen Woche vor Gericht, weil er im September 2004 dafür gesorgt haben soll, dass dem Menschenrechtsaktivisten Munir Said Talib nach dem Start in Jakarta ein Glas mit vergiftetem Orangensaft serviert wurde. Bei der Obduktion wurde eine Arsenvergiftung festgestellt. Gegen zwei weitere Angestellte der Fluggesellschaft wird ebenfalls ein Prozess vorbereitet.

Munir hatte unter anderem die Rolle der indonesischen Armee beim Kampf gegen die Separatisten in Osttimor kritisiert. Priyanto habe ihn als »Hindernis für die Regierungsprogramme« betrachtet und deshalb ermordet, sagte der Staatsanwalt Domu Sihite. Kritiker bezweifeln, dass es sich um eine private Verschwörung übereifriger Patrioten gehandelt hat. Eine von der Regierung autorisierte Untersuchungskommission im Juni zu dem Schluss kam, dass eine Beteiligung des Geheimdienstes möglich und Priyanto »nicht der Organisator« gewesen sei. »Ich glaube nicht, dass die Regierung ernsthaft die Wahrheit über den Mord an meinem Ehemann herausfinden will«, sagte Munirs Witwe Suciwati.

jörn schulz