Für den kleinen Geldbeutel

»Die Linke« ist lebendig, witzig und spritzig, das soll wohl bereits das wie eine Fahne im Wind wehende Dreieck über dem »I«. belegen. Die Farben des Plakats erinnern zwar ein wenig an die Wandbemalung der ostdeutschen Kindertagesstätten, aber kunterbunt geht’s offenbar zu in Oskars und Gregors neuer Truppe. Und das farbenfrohe Allerlei gibt es noch dazu völlig kostenfrei zu haben, denn auf dem Preisschild steht kein Betrag, sondern: »Bundesweit wählbar«. Wer hätte das gedacht! Die Partei ist der Billigdiscounter im Angebot und beglückt mit Versprechungen für den kleinen Geldbeutel: »Ja. Für eine soziale Idee.« Da greift man gerne zu.

Allein, das dritte Symbol lässt einen dann doch zögern, wenn nicht gar schaudern. Zeiten eines neuen Hedonismus kommen auf die Wählerinnen und Wähler der Linkspartei augenscheinlich nicht zu. Oder was soll das zersprungene Weinglas bedeuten? Und was hat das Bild mit dem Spruch zu tun: »Sozial, mit aller Kraft«? Ist, wer Wein trinkt, asozial? Heißt die Botschaft: Macht kaputt, was euch kaputt macht, den Rotwein? Sind die Alkoholiker an allem schuld? Fordert die Linkspartei eine Durststrecke für alle? Oder wird hier gegen die Toskana-Fraktion polemisiert, weil sie immer noch Wasser predigt und selbst Wein säuft? War es nicht Oskar Lafontaine, der seine Ferien gerne in Capannori bei Lucca verbrachte?

Ein Plakat sagt bisweilen mehr aus als jedes Wahlprogramm. Wer Augen hat, der sehe! Wehret den Anfängen! Empfänger von Hartz IV, wehrt euch! Die Linkspartei will euch den Chianti wegnehmen!

stefan wirner