Politik ohne Bart

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Schnell sind sie gemacht: Ein paar Striche mit dem Edding unter die Nase des Politikers oder gar der Politikerin, und das Wahlplakat fällt in seinem Glanz derbe ab. Wie jede handschriftliche Intervention auf Wahlplakaten zerstören diese »Nazi-Bärtchen« die glatte Oberfläche des Agenturbildes. Das ist bei Werbeplakaten im öffentlichen Raum nicht anders. Die direkte, individuelle und handschriftliche Gegenrede ist immer eine aneignende Intervention in den Kommunikationsbetrieb, in dem Derartiges eigentlich nicht vorgesehen ist.

Jedoch ist es mit diesen Bärtchen nicht so einfach wie beispielsweise mit Narben oder anderen Dingen, die man mal schnell aufs Plakat kritzelt. Der Bart referiert auf Nazideutschland und versucht, dadurch den Gegner zu diskreditieren. Aber in dieser falschen Flachheit fällt die Intervention mit dem Edding auf den Kritzler zurück, der nicht schlau genug ist, präzise zu agieren.

Mögen Interventionen eigentlich eine gute Sache sein, zumal diese Politiker außerordentlich blöd und in Zeiten des Wahlkampfs extrem belästigend sind, bleibt dieses Bärtchen nicht integrierbar. Es nervt wie ein Pickel, der zu einem gehört.

Ich freue mich schon auf die ersten Ströbele/Seyfried-Plakate mit Hitlerbärtchen. Wenn das keiner macht, mache ich es eben selbst, und jeder kann sich dann überlegen, was mehr nervt: das Bärtchen oder Ströbele in den nächsten Wochen auf dem Fahrrad durch den Grünendirektmandatkiez radeln zu sehen?

sandy k.