Push the Button

Zwar kennt man Guido Westerwelle irgendwoher, aber es war schon besser, ganz klein im unteren linken Eck ein blaues »Guido Westerwelle« einzufügen, das sich über die dunkelgelb-blau gestreifte Krawatte und das hellblaue Hemd erstreckt. Die Körpersprache und die Physiognomie des Kandidaten könnten sonst auch wie ein beliebiger Fund in den Archiven einer Agentur für stock photography wirken.

Aber warum ist Westerwelles ausgestreckte Hand unscharf, seine Geste optisch im Ungefähren? Soll die verschwommene Hand die grimassierenden Züge seines umso schärfer gestellten Gesichts betonen? Liegt in der Verschwommenheit der gestikulierenden Hand etwas Unausgesprochenes? Wohin, an wen richtet sie sich überhaupt, in welches Gespräch mit dem FDP-Vorsitzenden sind wir da hineingeraten, was will er uns, in einer Drehung des Oberkörpers, verständlich machen?

»Steuern runter, Arbeit rauf«, steht »Blau auf Gelb« in der rechten Hälfte des Plakats. Das Zusammenspiel von Handbewegung und Gesichtsausdruck lässt offen, ob Westerwelle uns diese Parole als solche oder doch das mit ihr Gemeinte anbietet. Warum ist er so gut gelaunt? Einfach so? Oder macht er sich lustig – über den Spruch, seine Partei, das Wählervolk? Über die Superidee, das Gold der deutschen Fahne in flutendes FDP-Gelb konvertiert zu haben? Toll könnte er auch finden, was sich die Grafiker haben einfallen lassen, um das Problem zu lösen, wie man den Wählern vermittelt, dass sie der FDP möglichst die »Zweitstimme« geben sollen. Das Wort »Zweitstimme« (Gelb auf Blau) wurde in einen stilisierten, leicht dreidimensionalisierten Button eingearbeitet. Weil: Den soll man drücken. Dann geht was rauf und was anderes runter.

tom holert