28.09.2005

Die Mutter aller Demonstrationen

supermeldung

Nur wenige hundert Menschen versammelten sich am vergangenen Samstag zu einer Kundgebung für die Unterstützung der Irak-Politik George W. Bushs. Sie standen, getrennt durch eine Polizeikette, etwa 100 000 Demonstranten der Friedensbewegung gegenüber. In der US-Bevölkerung sind die Mehrheitsverhältnisse nicht ganz so eindeutig, mittlerweile aber halten einer Umfrage zufolge 59 Prozent den Irak-Krieg für einen Fehler.

Die Demonstrationen in Washington und anderen Städten waren die ersten größeren Unternehmungen der US-Friedensbewegung seit den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr. Die Forderung nach einem Truppenrückzug wird mittlerweile auch von vielen Republikanern geteilt, einige von ihnen hatten sich sogar unter die Demonstranten gemischt. Stargast der Veranstaltung war Cindy Sheehan, deren Sohn im Irak getötet wurde. Mit zeitweise mehreren Tausend Unterstützern hatte sie vor Bushs Landsitz in Texas ein persönliches Gespräch mit dem Präsidenten verlangt. Dass diese nicht eben revolutionäre Forderung die Aktivitäten eines Großteils der Friedensbewegung dominierte, ist nicht das einzige Zeichen für eine konservativ-nationalistische Regression. Was eigentlich nach einem Abzug der US-Truppen geschehen würde und wie die Demokratisierung des Irak jenseits der offiziellen Politik unterstützt werden könnte, wird in der Bewegung kaum debattiert.

jörn schulz