28.09.2005

Kiffen macht blöd

in die presse

Was Eltern, Pädagogen und Politiker schon immer geahnt haben, deckt die Süddeutsche Zeitung in ihrem Magazin auf: Kiffen macht breit. Das Blatt hat einen Auszug aus der Biografie mit dem Titel »Breit. Mein Leben als Kiffer« von Amon Barth veröffentlicht. Der 21 Jahre alte Autor ist den Anmerkungen der Redaktion zufolge durch die Hölle gegangen. »Nach dem ersten Joint hatte Amon Barth ein fantastisches High. Nach dem zweiten auch noch. Dann aber ging es ganz tief abwärts.«

Was auch immer Barth auf dem Weg nach unten widerfahren ist, er hatte offensichtlich keine Zeit, einen für unbekiffte Leser erträglichen Schreibstil zu kultivieren: »Ich bin entspannt und ruhig und dennoch voller Energie und fühle mich mental beweglicher. Ich war lange nicht mehr so glücklich. Mein Kopf ist voller Farben und voller Musik. Es ist die Musik der Freiheit und der Jugend. Und endlich ist es auch meine Musik.« Hat man da noch Töne?

Mehr noch als die Frage, warum infolge des ersten Zugs am Joint ein literarisches Rührstück der Innerlichkeit entsteht, in dem so viel gefühlt und gespürt wird, dass man sich das Fühlen, das Spüren und vor allem das Lesen abgewöhnen möchte, beschäftigt einen die Frage, was Barth wirklich geraucht hat. Denn alles ist vor dem »inneren Auge noch viel leuchtender und detailreicher«, »die Büsche schillern in psychedelischen Farben«, und plötzlich ist er da, der »berühmte Blick in die Unendlichkeit«.

Weitblick braucht man nicht, um die Rezeption des Buches vorherzusagen. Es ist prädestiniert, in den Kanon der didaktischen Zeigefingerliteratur aufgenommen zu werden. Pubertierende Schüler werden dazu gezwungen sein, nicht nur alles über Barths erstes Kiffererlebnis zu lesen, sondern auch, wie er »beinahe an Nahrungs- und Flüssigkeitsmangel gestorben wäre und von seiner Mutter in die Psychiatrie zwangseingewiesen wurde«. Amon Barth und die Süddeutsche Zeitung haben ihren Beitrag zur Drogenprävention geleistet. Denn die Aussicht, als schriftstellernder Ex-Kiffer im Magazin der SZ zu enden, dürfte manchen den Griff zum Joint verleiden.

markus ströhlein