Robbie, verlass mich nicht!

Erwachsen zu werden, sollte für Superstars verboten sein. von sarah schmidt

Robbie will, so wird von Sponsoren kolportiert, mal wieder einen Imagewechsel, will jetzt endlich erwachsen sein und auch so wahrgenommen werden, will kein Superstar mehr sein, sondern ernstzunehmender Künstler. Oder so. Hm, was soll das denn nun wieder? Ich, und das gestehe ich vollkommen ohne rot zu werden, bin seit Jahren, ach, eigentlich doch schon über ein Jahrzehnt, verschossen in ihn und will davon auch nicht abgebracht werden. Schon gar nicht von ihm persönlich. Dieses »Redet mich jetzt immer mit meinem Nachnamen an«, das ist doch Quatsch. Natürlich kann ich die Intention dahinter verstehen, denn ich persönlich mag es auch, wenn man mich »Frau Schmidt« nennt. Aber das kann man den Mitmenschen nicht befehlen, das passiert aufgrund der natürlichen Ehrerbietung, die einem entgegengebracht wird. Christo hat das auch versucht, dieses völlig alberne »Guten Tag, mein Name ist ChristoundJeanClaude«. Und hat ihm das geholfen? Wurde seine Kunst noch ernster genommen? Nö, denn die spricht für sich. Oder eben nicht.

Ein weiteres schlechtes Vorbild für die Idee, Persönlichkeit durch Namensgebilde aufzubauen, ist Prince, dieser Formerlyknownas …, you know. Den habe ich früher auch verehrt, mir ist der Sabber aus dem Mund gelaufen, wenn ich diesen kleinen Mann auf seinen hohen Flamencoschuhen über die Bühne scharwenzeln sah. Und nun? Vorbei, diese Liebe ist erloschen. Und zwar ziemlich genau in der Zeit, als Prince dachte, er wird nicht ernst genug genommen.

Robbie aber will ich nicht aufgeben müssen! Dann ist dort, wo das Herz eine Schwärmerei braucht, um durch diese Welt der Münteferings, Gottschalks und Biedermanns zu kommen, ein großes Nichts. Willst du das wirklich, Robbie? Du kannst doch nicht werden wollen wie der Langweiler Tom Cruise! Und was würde dann aus dir werden, wenn du nicht mehr Robbie Superstar wärst? Zum Fußballspielen bist du zu alt. So sieht sie nämlich aus, die grausame Realität der Erwachsenen, zu der du nun unbedingt gehören willst!

Ich habe allerdings berechtigte Hoffnung, dass auch dieser neue Robbie der alte bleiben wird. Das gründet sich auf zwei Erkenntnisse, die sich vordergründig zwar widersprechen, aber letztlich doch das Phänomen Robbie abschließend erklären. Einmal ist er nämlich längst das, wonach er so lechzt: erwachsen. Noch erwachsener geht’s fast gar nicht. Denn nur Erwachsene haben das, was ihn so überaus liebenswert macht: Ironie und Sarkasmus. Das kann jeder Pädagoge bestätigen, diese beiden Fähigkeiten unterscheiden das Kind vom Erwachsenen. Kinder verstehen keine Ironie, deshalb übrigens sind ihre Witze oft auch so lau. Und ey, Robbie, das ist doch der wahre Grund, warum wir dich lieben. Deine Ironie. Die hat sonst niemand im Showbiz so drauf wie du. Also, sei ganz beruhigt, du bist total fett erwachsen. Mach also einfach so weiter wie bisher, du kannst dabei gerne immer neue Musikrichtungen ausprobieren, oder wie es so blöde heißt, »dich immer wieder selber neu erfinden«, aber im Herzen musst du Robbie bleiben. Das ist dein Schicksal, und ich finde, es gibt Schlimmeres auf der Welt.

Der zweite Grund, warum ich mir keine wirklichen Sorgen machen will um meinen Schwarm, ist genau der entgegengesetzte. Robbie erinnert mich immer wieder so sehr an Kinder zwischen acht und 15 Jahren. Dieses: »So, jetzt bin ich erwachsen, Mama, nimm mich ernst!« Und die glauben tatsächlich, dass es so funktioniert, dass man es nur oft genug wiederholen müsse. Als Erwachsene sagt man dann meist etwas Beruhigendes in der Art von »Natürlich nehme ich dich ernst« und »Ja, sicher, du bist alt genug und ganz alleine verantwortlich für dein Zimmer!« Aber ehrlich meint das niemand. Man sagt so etwas nur, um die Hitzköpfe etwas abzukühlen, ihnen vorzugaukeln, sie hätten Recht und seien wichtig. In Wirklichkeit aber bestimmt man weiter über ihr Leben wie eh und je. Und genau so ist Robbie Williams. Er muss halt ab und zu rumschreien, dass jetzt alles ganz anders wird mit ihm, und man sagt: okay, kein Problem, und damit ist alles wieder beim Alten. Und so soll es bleiben.

Insofern bin ich ganz beruhigt. Zumindest solange Robbie Williams noch glaubt, einen 47-Zimmerflügel mit Sauna im Hotel zu benötigen, wenn er für drei Tage in der Stadt weilt, ist alles im Lot. Erst wenn er mal etwas will wie ein Doppelzimmer im Apart-Hotel, fange ich an, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Und bis dahin liebe ich ihn einfach weiter.