Wer wird Kandidat?

Berliner CDU von thomas blum

Wenn die CDU eine Schulklasse wäre und ihre Landesverbände wären die Schüler, dann wäre der debile Grobian in der letzten Bank, der immer die anderen verpetzt und äußerst streng riecht, der Berliner Landesverband. Keiner möchte etwas mit ihm zu tun haben, aber los wird man ihn auch nicht so einfach. So ist das auch mit der Berliner CDU.

Bereits seit geraumer Zeit sucht man dort jemanden, der dazu bereit ist, im Herbst für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Aber naturgemäß findet man keinen. Fragen Sie mal jemanden, ob er gerne Vorsitzender des Vereins der Kinderschänder werden möchte oder Pressesprecher der »Freunde des Robbenschlachtens e.V.«. Da werden Sie vermutlich ähnlichen Erfolg haben wie die Berliner CDU.

Damals, im Jahr 2001, fand die durch den Bankenskandal, Korruption und Intrigen im Innersten zusammengehaltene Landespartei noch jemand Idealtypischen, einen Teppichhändler mit einem an Stahlbeton erinnernden Lächeln, den die Medien »Spree-Kennedy« tauften, eine Bezeichnung, in welcher sich seinerzeit sowohl der typische Größenwahn des Provinzberlinertums als auch die ganze Verzweiflung über den eklatanten Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit niederschlugen (Man stelle sich Ähn­liches vor: der »Elvis von der Elbe« oder die »Harzgebirge-Marilyn«). Der Mann verlor erfolgreich die Abgeordnetenhaus­wahlen.

Neuerdings zeigt die Berliner Parteiführung eine weitere höchst sonderbare Verhaltensauffälligkeit. Sie erfindet sich einen künftigen Spitzenkandidaten. Seit Monaten fantasiert sie wild darüber, dass der Umweltschutzonkel der UN, Klaus Töpfer, das Amt übernehmen werde, obwohl sie ihn, wie sie nun selbst zugab, nicht einmal ans Telefon bekommt. Einer österreichischen Zeitung gab Töpfer kürzlich zu verstehen, dass er mit der Berliner CDU nichts zu schaffen haben wolle.

Damit dürfte endgültig klar sein: Jede auch nur fernmündliche Korrespondenz mit dieser Sorte Mensch gilt es zu vermeiden. Klar. Man hält ja auch nicht seinen Kollegen stolz den Schuh unter die Nase, mit dem man in einen Hundehaufen getreten ist.