01.02.2006

Lass mal knallen!

atombombe der woche

Rupert Scholz, einst ein großer Verteidigungsminister, ist heute nur noch Professor für Jura und Aufsichtsrat von Hertha BSC. Klar, dass er sich langweilt. Umso erfreulicher, dass ihm ein Bild-Reporter das Mikrofon hinhält. So geschehen am vergangenen Freitag. Scholz, der noch nie zimperlich war, schießt, denn die Gelegenheit wird sich so schnell nicht wieder bieten, mit großem Kaliber. Und schon ist er wieder wer.

Deutschland müsse Atommacht werden, forderte er. Denn es gebe zurzeit keine bindenden Zusagen anderer Länder, Deutschland im Falle eines atomaren Angriffs zu schützen. Folglich müsse man »die Frage ernsthaft diskutieren, wie wir auf eine nukleare Bedrohung durch einen Terror-Staat angemessen, im Notfall also sogar mit eigenen Atomwaffen, reagieren können«. Selbstredend hat nach dieser Nachricht ganz Deutschland aufgeschrieen, von der Linkspartei bis zur CSU mussten sich welche aufplustern und den unterbeschäftigten Rabauken tadeln.

Dabei hat Scholz doch Recht. Was ist, wenn der Iran uns angreift? Sind nicht schon vor Unzeiten, als wir auch noch keine Atommacht waren, Leute von da unten bis fast vor unsere Haustür gewandert? Die Mongolen, die Türken, alles schon vergessen? Und jetzt haben die eventuell die A-Bombe, da geht das noch viel schneller! Wer, bitteschön, traut denn den Franzosen, die Napoleon, den George W. Bush des 19. Jahrhunderts, sogar wiedergewählt haben? Wer hat damals gelitten? Wir wieder! Wenn Chirac mit der Bombe wedelt, brauchen wir sie, um dagegenhalten zu können. Wer weiß denn schon, was kommt? Außerdem, Hahn, Heisenberg und Weizsäcker haben sie quasi erfunden, und Oppenheimer ist auch nicht gerade ein klassischer Amerikanername. Trotzdem haben wir die Bombe nicht! Rupert Scholz wird abgekanzelt, weil er den Mut hat, die Wahrheit zu sagen. Deutschland braucht den großen Bumms!

jörg sundermeier