Der Streik wird unsichtbar

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Hallo? Ist da noch jemand? Ja, da ist noch jemand. 12 000 Menschen demonstrierten in der vorigen Woche in Hannover gegen längere Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst. Der Vorsitzende von Verdi, Frank Bsirske, forderte die Tarifgemeinschaft deutscher Länder zur Rückkehr zu den Verhandlungen auf. Ihr Vorsitzender, der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), dürfe nicht länger »toter Mann« spielen, sagte Bsirske.

Dabei spielt Verdi selbst ein wenig »toter Mann«, denn der Streik dürfte in die Geschichte eingehen als der erste, der sich selbst unsichtbar machte. Am Freitag befanden sich nach Informationen von Verdi gerade mal 11 000 Beschäftigte in zehn Bundesländern im Ausstand. Diese Zahl dürfte Möllring kaum zum Leben erwecken.

Verdi hat die Streiktaktik geändert. »Unangekündigte Aktionen« heißt die Zauberformel. »Die Streiks werden spontan und unberechenbar. Sie sollen überraschen, stören, verunsichern und unkalkulierbar sein«, sagte der Sprecher von Verdi, Ralf Berchtold. Außerdem soll der Streik mit dem Arbeitskampf in der Metallindustrie verknüpft werden, wo in der vorigen Woche rund 80 000 Metaller dem Aufruf zum Warnstreik folgten. Auch die »Streikbewegungen« in Frankreich und Großbritannien will Verdi in die Planung einbeziehen. Aber nicht vergessen, werte Kollegen von Verdi: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

stefan wirner