Bloß keine grüne Wiese

Was kommt nach dem Palast der Republik?

Kaum wird der ehrwürdige Palast der Republik abgerissen – »rückgebaut«, wie es im Jargon von Senat und Kaisertreuen heißt und wie auch gern im Zusammenhang mit dem Sozialstaat gesagt wird –, werden schon Ber­liner Schulkinder wettbewerbsgeknechtet. Dieses Ziel verfolgt derzeit zumindest das Schlossplatz-Magazin taz. Fantasievolle Vorschläge sollen die Schüler anschleppen, wie das Areal nach dem Abriss dieses in höchstem Maße erhaltenswürdigen Bauwerks (und sei es nur, um die schlossbauenden Monarchieträumer zu ärgern) gestaltet werden soll. Einfach eine grüne Wiese wachsen zu lassen, geht offensicht­lich genauso wenig, wie den Palast stehen zu lassen.

Wie man in einer Demokratie den »Palast der Republik« abreißen kann, um ein Stadtschloss wieder aufzubauen, das kann man sowieso niemandem erklären. Wir können aber da­von ausgehen: Das gibt es so nur in Deutsch­land.

Für die Zwischennutzung nach dem Abbruch des Palastes soll nach einem Beschluss des Bundestages ein Wettbewerb für »eine gärtnerische Zwischenlösung« ausgeschrieben werden. Diese sei aber unmöglich, kann man der Home­page der Befürworter des Schlosses entnehmen, weil vor dem Baubeginn umfangreiche archäologische Grabungen im Bereich der Schlossfundamente und des südlich davon gelegenen Standorts der früheren Domkirche von Berlin, die um 1750 abgerissen wurde, durchgeführt werden müssten.

Der Förderverein Berliner Schloss schlug stattdessen vor, »nach dem Muster der Expo Hannover einen ›Themenpark‹ einzurichten, in dem das Konzept des Humboldt-Forums«, wie das Schloss einmal heißen soll, »für die Bevölkerung und die Medien aufbereitet und kommuniziert wird«. Der Verein wünscht sich eine Infobox, ähnlich wie damals auf dem Potsdamer Platz.

Vergesst die Infobox, Hundeauslaufgebiet Potsdamer Platz – der leere Raum lässt sich viel eleganter nutzen: Da, wo sie jetzt den Palast weghauen, könnte man eine Palastattrappe errichten, und zwar in Originalgröße! Und die bleibt so lange stehen, bis der Palast der Republik wieder errichtet ist. Basta Pallasta!

jürgen kiontke