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Schöne antideutsche Töne

John Cleese. Das sind antideutsche Töne aus Großbritannien, wie wir sie lieben: Mit einer neuen Nationalhymne will ein früheres Mitglied von Monty Python, John Cleese, die Fußballweltmeisterschaft bereichern. Seine aus den siebziger Jahren stammende Parole »Don’t men­tion the war« (»Erwähne nicht den Krieg«), die in Großbritannien längst eine stehende Rede ist, will er im großen Stil vertonen. In der BBC-Serie »Fawlty Towers«, aus der die Parole stammt, spielte er einen Hotelier, der sich auf deutsche Gäste vorbereitet. Nun soll ein eingängiger Song daraus entstehen, den man sich im Internet herunterladen kann. (her)

Verbieten verboten

Peter Handke. Zu einem Theaterskandal erster Güte weitet sich die Absetzung des Stücks »Spiel vom Fragen oder Die Reise ins sonore Land« von Peter Handke aus. Marcel Bozonnet, der Intendant der ehrwürdigen Pariser Comédie Française, hat entschieden, das Stück aus dem Spielplan zu nehmen, weil ihm der Autor inzwischen politisch derart suspekt erscheine, dass eine Aufführung von dessen Werk nicht mehr in Frage komme.

Konkret geht es ihm um die Rede, die Handke im März auf der Beerdigung von Slobodan Milosevic gehalten hat. Mit dieser Geste der Solidarität hat sich Handke in den Augen des Pariser Intendanten derartig diskreditiert, dass die für das Jahr 2007 geplante Inszenierung seines Stücks abgeblasen wurde. Nicht nur für viele Freunde Handkes, wie etwa Claus Peymann und Elfriede Jelinek, stellt das Vorgehen einen klaren Fall von Zensur dar.

»Es ist verboten, Handke zu verbieten«, sagte der Gründer des Internationalen Parlaments der Schriftsteller, Christian Salmon. Auch nicht gerade unpathetisch äußert sich auf der Gegenseite der Intendant der Comédie über Handke: »Es war für mich unmöglich, diese Person in meinem Theater zu empfangen, denn das ist immer ein Akt der Anerkennung und der Liebe.«

Am 18. März hielt Handke auf der Beerdigung von Milosevic eine Beileidsrede, in der er sagte: »Die so genannte Welt weiß die Wahrheit. Deswegen ist die so genannte Welt heute abwesend, und nicht bloß heute, und nicht bloß hier. (…) Ich weiß die Wahrheit nicht. Aber ich schaue. Ich höre. Ich fühle. Ich erinnere mich. Deswegen bin ich heute anwesend, nah an Jugoslawien, nah an Serbien, nah an Slobodan Milosevic.«

Zehn Jahre bereits befindet sich Handke auf dem Serbien-Trip. 1996 veröffentlichte er seinen privatmythologischen Bericht »Eine winter­liche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien«; im Jahr 2004 reiste er dann nach Den Haag, um den letzten Gerechten, Slobodan Milosevic, im Gefängnis zu besuchen; 2005 legte er unter dem Titel »Die Tablas von Daimiel« seinen »Umwegzeugenbericht zum Prozess gegen Slobodan Milosevic« vor. Stoff genug. Deshalb muss sich Bozonnet natürlich fragen lassen, warum ihm Handkes Serben-Tick nicht schon früher aufgefallen ist.

Nachdem er die Zeitungsmeldung über die Begräbnisrede gelesen habe, sei er »über Wochen hinweg (…) wieder in diesen Horror eingetaucht«, all die Bilder »von der ethnischen Säuberung« seien wieder in ihm wach geworden, verteidigt er seine Entscheidung. Ob der Intendant Verständnis findet, wird sich spätestens im nächsten Jahr erweisen. Dann nämlich stellt er sich der Wiederwahl. (her)

Cobra-Künstler Appel gestorben

Karel Appel. Der niederländische Maler Karel Appel ist in der vorigen Woche im Alter von 85 Jahren in Zürich gestorben. Er galt als der bedeutendste niederländische Maler der Gegenwart und maßgebliche Vertreter des Expressionismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun­derts. Er war Mitbegründer der Künstlergruppe Cobra, einer Gruppe von Malern aus Dänemark, Belgien und den Niederlanden. Diese For­mation übte in der kurzen Zeit ihres Bestehens einen erneuernden Einfluss auf die Malerei nach dem Zweiten Weltkrieg aus. Die Gruppe Cobra (für: Copenhagen, Bruxelles, Amsterdam) wurde 1948 in Paris gegründet und stand für die Verbindung von Surrealismus, Expressionismus, abstrakter und informeller Kunst. Auch wenn sie sich bereits 1951 wieder auflöste, ist sie bis heute einflussreich ge­blieben. (her)

Von wegen Spanisch

Spanischkenntnisse. Pressesprecher sind normalerweise dazu da, die Vorzüge ihres Arbeitsgebers hervorzuheben. Genau das ist eigentlich auch der Job des Pressesprechers des amerikanischen Präsidenten. Nach dem Motto »Genug gelobt« scheint der scheidende PR-Mann Scott McClellan nun jedoch seine letzten Tage im Weißen Haus verbringen zu wollen. So erklärte er jetzt, dass sein Chef George W. Bush nicht besonders gut Spanisch spreche. Zwar lasse Bush gerne mal ein spanisches Wort in seine Reden einfließen, mehr ginge aber gar nicht. McClellan dementierte damit einen Bericht, in dem es hieß, Bush habe im Wahlkampf 2000 die Nationalhymne auf Spanisch gesungen. »Das ist absurd«, sagt McClellan, »selbst wenn Bush das gewollt hätte – er hätte es nicht gekonnt.« Das sind ja mal klare Worte aus der PR-Abteilung. (her)

Noch mehr Schrott

Amerika-Haus. Ein typischer Berliner Streit bahnt sich da an. Schließlich geht es erstens um einen historischen Ort, zweitens um die 68er und drittens um die USA. Über die Zukunft des seit einiger Zeit leer stehenden Amerika-Hauses gegenüber dem Bahnhof Zoo haben sich die Grünen Gedanken gemacht und vorgeschlagen, es zum 68er-Museum umzufunktionieren. Das könne man dem Haus nicht antun, finden die Kritiker. Schließlich seien die 68er doch antiamerikanisch gewesen, und das Amerika-Haus sei immer wieder zum Objekt militanter Anschläge geworden. Auch die Aktiven von damals sind nicht rundweg begeistert. »Wofür ein 68er-Museum?« fragt Bommi Baumann. »Es jibt doch schon jenug Schrott.« (her)