Fight ­Homophobia!

CSD in Warschau von oliver hinz

Zwischen einem Christopher Street Day im Westen und im Osten Europas liegen noch immer Welten. Homosexuelle gehen in den einst kommunistischen Ländern bieder gekleidet auf die Straße, nackte Oberkörper sind nicht zu sehen. Nur hier und da knutschen Pärchen. Oft bekommen sie die Ablehnung von Politikern, der Kirche und der Bevölkerung zu spüren. Und rechtsextreme Angriffe sind auf jeder Demonstration von Homosexuellen eine konkrete Gefahr.

Am vergangenen Samstag kam es während der Gleichheitsparade in Warschau nicht zu den befürchteten Gewalttätigkeiten von Rechtsextremen. Die »Parada Równosci« wurde zu einem Triumphzug gegen die homophobe polnische Regierung. Über 10 000 Menschen zogen durchs Stadtzentrum. Doch auch am Morgen nach ihrer bisher schwersten Niederlage gaben sich Polens Schwulenfeinde nicht geschlagen. Mitglieder der Regierung betreiben weiterhin ungehindert ihre Hetze gegen Homosexuelle. Der rechtsextreme Erziehungsminister Roman Giertych schimpfte mit Blick auf die Demonstration: »Wir akzeptieren diese Propaganda nicht.« Seine Homophobie geht so weit, dass er schwulen Organisationen den Zutritt zu polnischen Schulen verboten hat.

Die polnische Kirche hat diesmal zur Parade geschwiegen. Die meisten Medien berichten inzwischen differenziert darüber. Viele Heterosexuelle schlossen sich der Parade an. Das sind Zeichen dafür, dass sich in der Gesellschaft etwas verändert. Schließlich sehen manche in der rechtsextremen Regierung mittlerweile die größte Gefahr.

Die Unterstützung aus Deutschland, von wo Hunderte anreisten, spielte beim Erfolg der Parade eine große Rolle. Der Druck der EU-Partner führte dazu, dass die polnische Regierung die Demonstration eine Woche vor ihrem Termin genehmigte. Zugleich sagte die rechtsextreme »Allpolnische Jugend« ihren angekündigten Hassmarsch ab.

Doch entscheidend ist am Ende der Wille der polnischen Gesellschaft, sich zu öffnen. Vorerst wollte man vor allem zeigen, dass es in Warschau nicht so zugeht wie in Moskau, wo es vor kurzem zu heftigen Angriffen auf Homosexuelle kam.