Zu Hause im TV

Happy Family VIII von sarah schmidt

Familie, das sind diejenigen, die man meist nicht besonders gut leiden, aber trotzdem einfach nicht abschütteln kann. Irgendwann wird man älter und versucht, so zu tun, als ob man das eigentlich auch ganz gut findet. Die meisten, die zu meiner Familie zählen, sind mittlerweile tot. Zum Glück. Es war ein Haufen von Nervensägen. Gewohnt haben sie im Fernsehapparat, der bei uns ständig lief.

Da gibt es zum Beispiel diese TicTacs, die echt keiner leiden kann, weil sie so erfolgreich erscheinen. Das mögen wir nicht, wir sind lieber glückliche Loser. Trotzdem laden sich die Tic-Tacs seit Jahrzehnten immer wieder selber ein. Eine Familie, deren Taktik es ist, immer möglichst sportlich herumzuscharwenzeln. Sie segeln oder hüpfen im grellweißen Tennisdress durchs Leben. Eine wurde sogar Stewardess. Alle sind ewig gut gelaunt und sehr schlank, vermutlich magersüchtig, da man sie nie essen sieht. Nur weiße oder orange Pillen schmeißen die ein.

Sympathischer war da Opa Trimm Dich. Den besuchten wir mindestens einmal im Monat, sonntags nach dem Mittagsschlaf, im nächsten Wald.

Dann gab es noch den Onkel, der immer nur »der von der Hamburg-Mannheimer« hieß. Den ließen die Mütter unserer Familie nicht unbeaufsichtigt ins Haus. Das sei ein ganz windiger Typ, hieß es, ein Filou, der einem den letzten Pfennig aus der Tasche zieht und seine Großmutter verkauft hätte.

Gedroht wurde bei mir zu Hause oft und gerne. Dass man gleich Dr. Best mit den Wolfszähnen holen werde, wenn man nicht sofort sein Zimmer aufräume, zum Beispiel. Dann würde man schon sehen, was passiert!

Die Wahnsinnigen und Neurotischen sind in meiner Familie zahlreich. Die Schizophrene zum Beispiel, die Stimmen hörte und Gestalten sehen konnte, war Ulla von Lenor. Sprach immer mit sich und ihrem nörgelnden Über-Ich. Ihre Verbündete in der Familie war die Olle von Jacobs Krönung. Die beiden terrorisierten uns mit ihren neurotischen Zwangsvorstellungen, wie Familie zu sein hat. Damit hatten unsere Eltern nicht viel zu tun, sie genossen es mehr, sich mit den Verpoortens und Dujardins einen netten Abend zu machen. Zum Glück!