Deutsches Haus

Wie am 13. Juli berichtet wurde, soll der zum Christentum konvertierte Iraner Reza Mamipour Abri aus Mittelfranken (Bayern) abgeschoben werden. Der 30jährige war vor seiner Flucht nach Deutschland im Iran im Jahr 1997 wegen seines Bekenntnisses inhaftiert und gefoltert worden. Am 11. Juli griffen vier Männer in Viersen (Nord­rhein-Westfalen) einen Mann aus Afrika an und beleidigten ihn. Der 22jährige konnte sich erfolgreich zur Wehr setzen und fliehen. Der Staatsschutz nahm auf seine Anzeige hin Ermittlungen auf. In der Nacht zum 9. Juli wurden nach dem WM-Spiel zwischen Deutschland und Portugal mehrere Linke auf einem Fanfest in Frankfurt an der Oder von rechtsextremen Anhängern eines Fußballclubs als »Zecken« beschimpft und geschlagen. Dabei wurden fünf Personen verletzt. Einige Stunden später griffen die Rechten ein Grillfest des multikulturellen Vereins Utopia an, auf dem sich die Linken inzwischen befanden. Die Neonazis beschimpften die Grillenden zuerst aus einer benachbarten Kneipe und warfen Flaschen. Dann stürmten sie das Fest mit dem Ruf: »Wir kriegen euch!« Die Feiernden flüchteten vor den Angreifern ins Haus, die daraufhin brüllend gegen die Tür traten. Die Neonazis flohen vor dem Eintreffen der Polizei, diese konnte inzwischen aber vier Tatverdächtige ermitteln. Am 7. Juli unternahm die Ausländerbehörde Darmstadt einen Versuch, den 20jährigen Kurden Serif Akbulut aus Schlüchtern (Hessen) in die Türkei abzuschieben. Die Polizei holte ihn am frühen Morgen aus seinem Wohnheim und setzte ihn am Frankfurter Flughafen in ein Flugzeug der Turkish Airlines. Da er laut protestierte, weigerte sich der Pilot, ihn mitzunehmen. Akbulut wurde daraufhin vermutlich in das Abschiebegefängnis Offenbach gebracht. Er war vor acht Jahren mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Seine Mutter Fatma ist stark traumatisiert von Folterungen, die ihr in der Türkei zugefügt worden sind. Auch Serifs Eltern sind akut von einer Abschiebung bedroht, seit ein Eilantrag gegen die Abschiebung von Fatma Akbulut am 6. Juli abgelehnt wurde. In der Nacht zum 4. Juli, nach dem WM-Spiel Deutschlands gegen Italien, grölten Rechtsextreme auf der Berliner Fanmeile in der Nähe der Siegessäule vor etwa 40 Personen verschiedener Nationalitäten Naziparolen und sangen »Wir bauen ’ne U-Bahn von Italien nach Auschwitz.« Die sechs 19 bis 26 Jahre alten Männer wurden festgenommen. Gegen sie wird wegen Volksverhetzung ermittelt. Bereits in der Nacht zum 2. Juli überfielen Skinheads eine Hochzeitsfeier auf Schloss Marquardt in Potsdam. Die Feier war vermutlich deswegen zum Ziel des Angriffs geworden, weil sich im Dorf das Gerücht verbreitet hatte, es handele sich um eine türkische Hochzeit. Zunächst erschienen nur drei, später etwa 15 Skinheads auf der Feier, pöbelten und verletzten zwei Personen. Schließlich verbarrikadierte sich die Hochzeitsgesellschaft im Schloss, während die Skinheads draußen randalierten. Sie flüchteten vor dem Eintreffen der Polizei. Diese sieht bislang kein politisches Motiv.

teo