Zündschnüre aus Teheran

Die Rolle des Iran von udo wolter

Die Drahtzieher der Raketenangriffe und Entführungen israelischer Soldaten durch die Hamas und die Hizbollah sitzen nicht nur in Syrien, sondern vor allem im Iran. Die Hizbollah ist vom Iran materiell und politisch so sehr abhängig, dass sie ohne Absprache mit dem dortigen Regime kaum einen Finger rührt, geschweige denn eine Entscheidung mit derart weit­reichenden Konsequenzen trifft.

Nach israelischen Angaben sollen iranische Militärberater am Abschuss einer Rakete auf ein israelisches Kriegsschiff durch die Hizbollah beteiligt gewesen und rund 100 iranische Soldaten im Südlibanon stationiert sein. Die Rakete stammte ebenfalls aus dem Iran. Es bleibt eine Spekulation, ob direkte Anweisungen zur Ausführung der Angriffe von der iranischen Regierung kamen, in jedem Fall aber lässt sich die politische Verantwortung des Irans klar belegen.

Es greift zu kurz, wenn eine bewusste Eskalation des Nahostkonfliktes als iranisches Entlastungsmanöver in Sachen Atomkonflikt gesehen wird. Das eigentliche Ziel ist Israel. Es sind eben nicht nur populistische Tiraden, wenn der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad die Vernichtung Israels androht. Diese ist seit der islamischen Revolution iranische Staatsdoktrin, und der Präsident hat sie seit seinem Amtsantritt systematisch erneuert. Auch die Unterstützung der schiitischen Hizbollah für die aus den sunnitischen Muslimbrüdern hervorgegangene Hamas entspricht dem bereits von Ayatollah Khomeini geäußerten Wunsch, der Vernichtungskampf gegen Israel möge die islamischen Schismen unter iranischer Hegemonie überwinden helfen.

Die Hizbollah wurde zu diesem Zweck vom Iran mit syrischer Unterstützung aufgebaut. Bei ihrer Gründung im Jahr 1982 spielte der damalige iranische Botschafter in Syrien, Ali Akbar Mohtashemipour, eine zentrale Rolle, er wird auch »Hebamme der Hizbollah« genannt. Später war er Sprecher des ehemaligen Präsidenten Mohammed Khatami und gibt sich seither als »Reformer«. Zugleich organisiert er im Auftrag des geistlichen Führers Khamenei seit Jahren eine Konferenzreihe zur Unterstützung des Palästinensischen »Widerstands«, die das iranische Regime gegen den »zionistischen Feind« veranstaltet. Unter den Gästen sind regelmäßig die Führer von Hamas und Hizbollah und anderer terroristischer Gruppen wie dem Islamischen Jihad.

Die letzte dieser Konferenzen im März 2006 diente der Unterstützung der palästinensischen Hamas-Regierung. Khamenei pries dort »die Kultur von Jihad und Märtyrertum«, und Ahmadinejad erklärte, das »zionistische Regime« sein ein »verfallender und brüchiger Baum, der in einem Sturm fallen wird«. Aufschlussreich für die gegenwärtige Eskalation waren auch die Ausführungen des iranischen Außenministers Manoucheh Mottaki, der den israelischen Rückzug aus dem Südlibanon und dem Gaza-Streifen als »Resultat des tapferen Widerstandes« bezeichnete und die Hoffnung auf »größere Siege in der Zukunft durch Fortsetzung des Widerstandes« aussprach. Die ganze Agenda liest sich wie ein Drehbuch zum gegenwärtigen Szenario, und dabei war diese Konferenz nur eine in einer ganzen Reihe ähnlicher Propagandaveranstaltungen des iranischen Regimes.

Mitte Juni haben außerdem die Verteidigungsminister des Iran und Syriens ein Abkommen über eine militärische Zusammenarbeit geschlossen. Ziel ist es, »eine gemeinsame Front gegen Israel zu etablieren«. Wie immer man den Einfluss des iranischen Regimes auf die Hizbollah und die Hamas beurteilen mag, es hat über Monate systematisch auf die derzeitige Eskalation hingearbeitet und den Zangenangriff der Stellvertreter auf Israel ermöglicht.