Negative Gefühle

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Rassistische Verbrechen werden von der russischen Justiz meist als »Hooliganismus« bezeichnet, enstprechend milde sind die Urteile. So bestätigte ein Berufungsgericht am 10. August die ein- bis fünfjährigen Haftstrafen für sieben Männer, die bei einem Überfall auf eine tadjikische Familie ein neunjähriges Mädchen erstochen hatten. Der Bomben­anschlag auf den überwiegend von Asiaten und Kaukasiern besuchten Tscherkisowski-Markt in Moskau, bei dem am vorletzten Sonntag zehn Menschen starben, ließ sich jedoch schwerlich als spontaner Gewaltausbruch jugendlicher Rowdys einstufen. Das Motiv der mutmaßlichen Täter, dreier Chemiestudenten, waren »negative Gefühle, die sie gegen Personen asiatischer Herkunft hegen«, sagte Staatsanwalt Juri Semine.

Überfälle von Skinheads auf überwiegend von Nichtrussen besuchte Märkte gab es bereits in der Vergangenheit, nun scheinen sich auch terroristische Gruppen zu organisieren. Die rechtsextreme Gewalt in Russland nimmt zu, die NGO Sova zählte allein zwischen März und Mai dieses Jahres 14 rassistische Morde. Präsident Wladimir Putin hat mehrfach, zuletzt Mitte Juli, einen härteren Kampf gegen den Rassismus angekündigt. Geändert hat sich jedoch wenig, und dass Putin den »großen Zustrom von Migranten« zu den Ursachen der Gewalt zählt, spricht nicht für ein hohes Niveau der Aufklärung in Regierungskreisen.

jörn schulz