Da staunt der Ackermann

ich-ag der woche

Bankiers in der ganzen Welt werden sich freuen. Erstmals hat einer von ihnen den Friedensnobelpreis gewonnen. Überraschend gab Ole Danbolt Mjoes, der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, am Freitag Mohammad Yunus und die von ihm gegründete Grameen Bank als Preisträger bekannt. Damit honorierte die Jury »das Bemühen, eine ökonomische und soziale Entwicklung von unten zu kreieren«. Die Grameen Bank habe vielen Menschen einen Ausweg aus der Armut ermöglicht und somit Bedingungen für einen nachhaltigen Frieden geschaffen, erklärte Mjoes.

Yunus gründete 1976 als Universitätsprofessor das Grameen Bank Project, aus dem 1983 die Grameen Bank hervorging. Angeblich begann er mit einer Einlage von 25 Euro aus der eigenen Tasche, die Armut zu bekämpfen. Mikrokredite sollten ohne Sicherheiten an die arme Landbevölkerung in Bangladesh vergeben werden, um ihr den Aufbau eigener Geschäfte zu ermöglichen. 30 Jahre nach der Initiierung des Projekts hat die Bank 6,6 Millionen Kreditnehmer, über 95 Prozent davon Frauen. Die Rücklaufquote liegt bei knapp 100 Prozent, da sich die Kreditnehmer zu Kleingruppen zusammenschließen müssen und die ersten Kreditempfänger zunächst einen Teil ihrer Schulden zurückbezahlen müssen, bevor die Nächsten ein Darlehen bekommen. Das erfolgreiche Modell wurde in vielen Entwicklungsländern nachgeahmt.

Kritiker werfen der Bank vor, dass sie neoliberale Tendenzen verstärke. Erst die Strukturanpassungsprogramme und der Wegfall der staatlichen Subventionen für die Landwirtschaft treiben die Menschen in die Armut. Viele Frauen verschulden sich individuell für die Community, um unter anderem die soziale Infrastruktur auszubauen, für die sich der Staat nicht mehr zuständig zeigt.

michael reckordt