Palästina rappt

platte buch

An den abgefahrenen Skills und Beats, bei denen einem die Hosenbeine flattern, wird es nicht liegen, dass diese Platte der palästinensischen HipHop-Combo Dam demnächst auch in Deutschland erhältlich sein wird. Zu hören gibt es eher mittelaufregenden HipHop unter dem Einfluss arabischer Folklore, den die türkisch-deutschen Cartel schon vor vielen Jahren zur Marktreife gebracht haben. Dam ist die führende Stimme der palästinensischen HipHop-Szene, das allein wird Grund genug sein, um »Dedication« auch bei uns zu veröffentlichen. Denn hier kann sich Rap endlich wieder als das präsentieren, als was er ursprünglich einmal galt: als authentischer Ausdruck der Unterdrückten.

In den USA und zunehmend auch in der BRD geht es beinahe nur noch darum, um jeden Preis möglichst viele Einheiten einer Platte abzusetzen, Rappen ist bloß noch ein Vehikel zur Verwirklichung von Aufstiegsphantasien: raus aus dem Ghetto, rein in den Ferrari.

Wer damit nicht klar kommt, dass amerikanischer und amerikanisierter HipHop heute hauptsächlich ein Geschäft ist, der wünscht sich dann eben so etwas wie Dam zurück. Die Jungs kommen, so erfährt man, aus den »Slums von Lod« in der Nähe Jerusalems, und gerappt wird über ein politisches Thema wie den Nahost-Kon­flikt.

Doch Dam geben sich zahmer und peaciger als jeder Gangstarapper, der längst in seiner Villa in Beverly Hills hockt und trotzdem noch von der Gewalt in der Bronx erzählt. Es geht andauernd um die »Apartheidmauer«, die Unterdrücker USA und die »Zionisten«, doch alles in einem traurigen Grundton. Und dann wird noch zur Einheit unter den Arabern aufgerufen, denn nur gemeinsam sei man stark. Für Palästinenser und Pali-Soli-Nasen mag das aufregend sein, alle anderen dürften weiterhin 50 Cent vorziehen.

andreas hartmann

Dam: Dedication (Redcircle/Indigo)