Lupenreines Polonium

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Wenn nach der Obduktion einer Leiche eine Arsen-Vergiftung festgestellt wird, können auch nette ältere Tantchen nicht als Täterinnen ausgeschlossen werden. Bei einer Polonium-Vergiftung sieht das anders aus. Dieser radioaktive Stoff wird in Kernreaktoren hergestellt, an ihn gelangt man nicht ohne beste Verbindungen.

Spekulationen über die Mörder des ehemaligen KGB-Spions Alexander Litvinenko drängen sich also auf. In Russland sind politische Morde inzwischen fast an der Tagesordnung. Vor allem Kritiker des Gerhard-Schröder-Freunds Wladimir Putin leben gefährlich. Allein im Oktober wurden in Moskau zwei Journalisten ermordet. Warum und von wem Litvinenko umgebracht wurde, will nun Scotland Yard ermitteln. Er selbst machte vor seinem Tod am Donnerstag voriger Woche in einem Londoner Krankenhaus den russischen Präsidenten für den Giftanschlag verantwortlich. Wenige Wochen vorher soll Litvinenko der Times zufolge Informationen über »Verbrechen mit direkter Beteiligung der russischen Regierung« an einen im Exil lebenden ehemaligen Jukos-Manager weitergegeben haben, darunter Beweise, was mit mehreren Mitarbeitern des Ölkonzerns geschah, die als vermisst gelten oder unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen. Ob die britischen Ermittler Erfolg haben und im Zweifelsfall auch den Mumm, den Konflikt mit der russischen Regierung aufzunehmen, bleibt abzuwarten. Aber vermutlich wäre es dem von Schröder zum »lupenreinen Demokraten« geadelten Putin wohler, wäre der Mord nicht in London, sondern in Berlin passiert.

ivo bozic