Deutsches Haus

Vermutlich in den frühen Stunden des 4. Januar beschmierten Unbekannte acht Gedenkorte und kirchliche Gebäude in Brandenburg/Havel zum Teil großflächig mit nazistischen Symbolen und Parolen. Die Täter hinterließen antisemitische Parolen an den Mauerfronten des jüdischen Friedhofs sowie Hakenkreuze und SS-Runen an einem Denkmal für die Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie­programms. Auch das Domstift, ein russisches Ehrenmal, neuapostolische Kirchen, der Steintorturm und der Domkietz wurden beschmiert. In der Nacht zum 1. Januar beschädigten Unbekannte fünf Gräber auf dem jüdischen Friedhof in Obernkirchen (Niedersachsen). Eines der Gräber war nach Informationen der Kulturinitiative Detmold neueren Datums. Der Friedhof, auf dem nach wie vor Jüdinnen und Juden bestattet werden, war erst im März 2006 mit Hakenkreuzen beschmiert worden. Ebenfalls in der Silvesternacht beschimpften mehrere Jugendliche den griechischen Inhaber einer Gast­stätte in Grünheide (Brandenburg) und griffen ihn an. Der Restaurantbesitzer hatte die etwa 30köpfige Gruppe von Jugendlichen, die in der Nähe seines Lokals feierte, nach Mitternacht aufgefordert, sich leiser zu verhalten, da sich Gäste beschwert hatten. Daraufhin wurde er von Leuten aus der Gruppe beschimpft und beleidigt. Nach Angaben der Polizei wurden auch Naziparolen gebrüllt. Bei den folgenden Handgreiflichkeiten wurde der Gastwirt leicht verletzt. Die Polizei nahm einen 17jährigen und einen 18jährigen fest und ermittelte zwei weitere Tatverdächtige. Am frühen Morgen des 31. Dezember griffen drei junge Männer einen Zeitungsboten dunkler Hautfarbe in Berlin-Spandau an. Die Polizei verdäch­tigt drei 17- bis 19jährige aus unterschied­lichen Berliner Bezirken. Sie sollen den aus Nigeria stammenden 38jährigen zunächst beschimpft, dann soll der 19jäh­rige eine Bierflasche auf ihn geworfen haben. Anschließend kippten die Jugendlichen den Wagen mit den Zeitungen um und warfen mit Bündeln von Zeitungen umher. Der 19jährige versuchte, dem Mann ins Gesicht zu schlagen. Der konnte fliehen und benachrichtigte die Polizei, die die drei Jugendlichen in der Nähe des Tatorts festnahm. Von ihnen ist bekannt, dass sie der rechtsextremen Szene angehören. Polizeibeamte fanden bei ihnen u.a. einen Totschläger und eine der so genannten Schulhof-CDs. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung wurden sie wieder frei gelassen. Am 29. Dezember entdeckten Angestellte des Objektschutzes auf einer Streifenfahrt ein 50 mal 50 Zentimeter großes Hakenkreuz am Lindenufer in Berlin-Spandau. Es war mit silberner Farbe auf eine Tafel geschmiert worden, die an die Menschen jüdischen Glaubens in dem Stadtteil erinnert. Das Jahr 2006 könnte das Jahr mit den meisten jemals in Deutschland gezählten rechtsextremistischen Delikten werden. Bis Ende November wurden offiziell bereits 11 254 Straftaten regis­triert. Der traurige Rekord des Jahres 2001 könnte somit noch übertroffen wer­den.

gs