Erst einen Besuch abzusagen und dann doch überraschend zu erscheinen, ist ein alter Trick, um sich ins Gespräch zu bringen. Ali Larijani hätte das eigentlich nicht nötig gehabt. Denn der Informatiker und Philosoph, der gern Heidegger zitiert, ist der oberste iranische Unterhändler in Atomfragen und einer der wichtigsten Außenpolitiker seines Landes. Aber vielleicht war er tatsächlich verschnupft und machte sich nur deshalb auf den Weg zur Münchener Sicherheitskonferenz, weil Horst Teltschik angekündigt hatte, zur Not auch ohne ihn über das iranische Atomprogramm sprechen zu wollen.
Denn die Repräsentanten des Iran, wo am Wochenende erneut Tausende von Menschen für den »Tod Amerikas« und den »Tod Israels« demonstrierten, werden ja nur allzu gern in aller Welt missverstanden. Erfahrungsgemäß wird die herrschende »Demokratie«, von der Larijani sprach, als diktatorisches Mullah-Regime verunglimpft, und die wahren »Terroristen« werden als Widerständler hofiert. All das stellte Larijani in München klar. »Im Namen Gottes, des Barmherzigen und Allmächtigen«, warb er um Vertrauen. Sein Land hege »keinerlei aggressive Absichten«, und es solle niemand etwas in das Atomprogramm hineindeuten, »bevor ein Vergehen wirklich erfolgt« sei – also bevor Israel mit Atomraketen beschossen wurde.
Für eine Lösung des Atomkonflikts »in Dialogform« sprach sich Larijani aus. Was nicht bedeutet, dass man gleich über alles reden muss. Die Suspendierung des iranischen Atomprogramms, Israel und die Leugnung des Holocaust schloss er als Themen aus. Das Atomprogramm will er nun mal haben, Israel nicht, und die »Empfindlichkeiten« gegenüber seinem Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, wenn der den Holocaust leugnet, kann Larijani »nicht verstehen«. Schließlich will er sich selbst auch »nicht festlegen«, ob sechs Millionen Juden umgebracht wurden oder nicht. Dass der US-amerikanische Senator Lindsey Graham ihm empfahl, das nahe gelegene Konzentrationslager Dachau zu besuchen, dürfte er auch nicht verstanden haben.
elvira hieb